Phantom der Chicagoer Jazz Szene

Das Ted Sirota`s Rebel Soul Trio gibt Konzert in der Scheune Leipzig

Als ich am Himmelfahrtstag die Scheune in Stötteritz betrete, blicke ich mich erleichtert um, als ich keine grölenden „Männer“ erspähe, sondern ein sehr ausgeglichenes Publikum vorfinde. An die 90 Besucher sitzen gemütlich schwatzend an ihren Tischen und genießen ihr Kaltgetränk bei einem guten Plausch. So ziemlich jede Altersgruppe ist vertreten, so ab 16 Jahren würde ich sagen. Der Saal verstummt, als gegen 21 Uhr die Ted Siota´s Rebel Souls die Bühne betreten und:

„zünftig losjazzen“ Nein, so eine filigrane und ästhetische Art, den Sound jedes einzelnen Instrumentes zu entlocken, erstaunt mich sehr. Die traditionelle Art – Swingrhythmus und Walkingbass untermahlen die Bläser – steht heute nur als Intro oder Outro an. Ted Sirota spielt Schlagzeug und hat die Combo fest im Griff. Alle Einsätze passen perfekt, Spontanes wird mit Gestik angezeigt. Ein Nicken zu Clark Sommers am Kontrabass und jener spielt Grooves oder improvisiert über das Thema, welches Geof Brandfield am Tenorsaxophon weiterspinnt. Immer wieder gibt es Soloeinlagen der einzelnen Künstler, wobei immer neue Ideen hervortreten.

Seit 1995 ist Ted Sirota Bandleader und einziges festes Mitglied seiner Band. Nie hat er seitdem länger als zwei Jahre mit denselben Leuten gespielt. Dabei kann aber von Verschleiß keine Rede sein. Die Ursprungsbesetzung mit Kevin Kizer, Jeff Parker und Jeff Hill änderte sich bis 1988 zu Kevin, Jeff, Ted, Rob Mazurek und Noel Kupersmith. Eben deswegen werden die Rebel Souls auch ein Phantom der Chicagoer Jazz Szene genannt.

Am Ende des ersten und zweiten Teiles kommt noch Mathias Zeiske mit der Gitarre auf die Bühne. Der ehemalige Leipziger Musikstudent hat die Jungs in Chicago kennengelernt und ihre Tour durch Deutschland organisiert. Er unterstreicht mit seiner Wah-Jazz-Gitarre das spontane Flair der Band. Man könnte sagen, jeder Song sei eine Anreicherung verschiedener Soli der Akteure, welche durch ihre Charakteristik und Ausdruckskraft miteinander verschmelzen. Zum Beispiel wenn Clark Sommers das Effektspektrum des Basses klingen lässt, spielt Ted Sirota oft nur mit den Fingern auf seinen Drums, schlägt die Seiten des Toms an oder entspannt seine Snare, was einen leisen und perkussiven Effekt erzeugt. Einen Liedanfang intoniert Clark Sommers mit Flageolett-Tönen, welche hinter dem Griffbrett gegriffen werden. Geof Brandfield läßt auch noch sein Sopransax erklingen, was einen neuen Bandsound ergibt.

Ein Abend voller klanglicher Schmäckereien dieses Trios bzw. Quartettes, welches mich zum Liebhaber des neuen Chicago Jazz werden lässt, von dessen jüngstem Spross man sich getrost eine der vier bisher erschienenen Platten zulegen sollte.

Ted Sirota`s Rebel Soul Trio

Ted Sirota – Schlagzeug
Clark Sommers – Kontrabass
Geof Brandfield – Saxophon

29.05.2003, Scheune

Mehr Infos:

www.tedsirota.com
www.redcaptouring.de
www.jazzclub-tonne.de,




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