Unheilvolles Gewummer

Die Cindy Blackman Group ist in der Moritzbastei Leipzig

Manchmal zeigt sich besonders deutlich, daß große Namen nicht zwangsläufig für Qualität bürgen. Die Cindy Blackman Group ist ein Beispiel dafür. Die Band wird, wie der Name verrät, von Cindy Blackman geleitet, einer zweifelsohne sehr bekannten Schlagzeugerin (manche behaupten gar, sie sei die „bekannteste Drummerin der Welt“). Frau Blackman hat hervorragende Referenzen vorzuweisen: Sie spielte im Jazzbereich mit Freddie Hubbard, Sonny Rollins und Pharoah Sanders und tourt seit acht Jahren mit Rock-Superstar Lenny Kravitz durch die Lande. Blackmans Mitstreiter, Gitarrist David Gilmore und E-Bassist Matt Garrison, können ebenfalls beeindruckende musikalische Lebensläufe vorlegen: Gilmore zupfte schon für Steve Coleman und Wayne Shorter die Saiten und Garrison kümmerte sich um die niederen Frequenzen bei – man glaubt es kaum – Joe Zawinul, John McLaughlin, Michael Brecker und Herbie Hancock – also dem who is who der zeitgenössischen Jazzszene.

Man durfte demnach einiges erwarten, mindestens musikalisches Weltklasse-Niveau; zumal die Presse, im Vorfeld des Konzerts, geschlossen in Superlativen schwelgte. Doch die Ernüchterung folgte für diejenigen, die unter musikalischem Weltklasse-Niveau etwas anderes verstehen als sportives Gekloppe, überladene Highspeed-Linien und dröhnendes Subbaßgepumpe. Letzteres war so laut, daß man Mühe hatte, die wie ein Derwisch dreinhauende Schlagzeugerin überhaupt zu hören. Lediglich ihre exorbitante bass drum konnte sich im Kräftemessen mit den knallenden Baßlinien durchsetzen. Blackman hämmerte wie eine Besessene in die Trommeln, ohne Sinn für Filigranes. Sicher, ihr Spiel ist kraftvoll – zu sehen beispielsweise im Kravitz-Video „Are you gonna go my way“ -, aber wenn es nur noch scheppert, kracht und plauzt, bleibt die Musik auf der Strecke. Sogar ihre selbstgesungene Ballade zerhackte Cindy Blackman auf ihrer überdimensionalen siebzehn Zoll Hi-Hat. Mit derlei brachialem Getue kann man zwar schlagzeugspielende Teenager beeindrucken, Liebhaber der Tonkunst erreicht man damit nicht. Nichts spricht gegen eine härtere Gangart im Jazzbereich – es gibt genügend Beispiele, wo das funktioniert – ein „freefunkiger Metalrockjazz“ á la Cindy Blackman & Co jedoch ist ein Rückfall in pubertäre Hau-Drauf-Gelüste.

Cindy Blackman Group

Cindy Blackman – Schlagzeug
David Gilmore – Gitarre
Matt Garrison – E-Baß

8. Juli, Moritzbastei

Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.