„Kellerkoller” in Ilses Erika (Steffen Kühn)

„Kellerkoller“
9. März 2003
Ilses Erika


Ist Die Ilse ein Mann?
Klamauk im Keller

1966 wurde bei der Leichtathletik-EM erstmals der Sextest bei Frauen durchgeführt, vorangegangen waren Gerüchte um das Geschlecht des ukrainischen Sportler-Geschwisterpaares Tamara und Irina Press – auch bekannt unter dem Pseudonym Press Brothers. 1992 wurde der Test wieder abgeschafft. Leider! Denn heute Nacht habe ich mir ernsthaft die Frage gestellt, ob die „Ilse“ ein Mann ist.
Erstes und auffälligstes Indiz die Stripeinlage: Zwei Männer beim Schach entledigen sich Zug um Zug ihrer Kleider, jeder Zug ist Ver- und Vorführung, die Schachfiguren als Fetische werden deshalb an alle unmöglichen Stellen gehalten, werden gerieben und beleckt. Das kommt schon mal gut! Weitere Sets werden in Fortsetzungen gegeben: die Arztwitze würden den Pfeffermüllern gut stehen, banale Kumpelwitze erinnern an gymnasiale Kabarettversuche.

An der Show „Deutschland sucht den coolsten Nazi“ in vier Folgen ist der Abend aufgefädelt. Arabella, die weibliche Garnierung der fünf spielenden Herren, kündigt viermal, also mindestens zweimal zuviel, ein Comeback von Nazigrößen an, welche sich jeweils mit einer Einlage dem Wettbewerb stellen. Sehr witzig, wenn Goebbels „Ein bisschen Frieden“ von Nicole skandiert, leider aber auch schnell verbraucht und vorhersehbar. Am besten dabei die Jury: Ted – Teddy Thälmann – als politisch Korrekter.

In der Rubrik „Wir lachen über uns“ nehmen die Männer „Passiert – Notiert“ aufs Korn, eine Show in der „Ilse“, wo Frauen mehr als nur Garnierung sind. Ein weiteres Indiz für die Männlichkeit der „Ilse“? Gnadenlos wird die Frau Moderatorin von „Passiert – Notiert“, übrigens Titelbild des Januarkreuzers, von den Männern nach- und runtergemacht. Man kann nur hoffen, dass frau darüber auch so lachen kann wie das heutige Publikum. Die nachgespielten persönlichen Monatsbeichten gehören dann aber wirklich zu den Höhepunkten des Abends.

Gelacht wurde viel, zum Teil auf der Bühne lauter als im Publikum, was kann man an einem Dienstagabend in Leipzig mehr erwarten, und eigentlich ist es ja auch egal, ob nun Männchen oder Weibchen…

(Steffen Kühn)

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