„The Shockin Local Short Night Shuffle” auf dem 47. Dokfestival (Lina Dinkla)

47. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm
19.-24. Oktober 2004
www.dokfestival-leipzig.de

Bild: Dokfestival
LebenswertHollywood is fiction
„The Shockin Local Short Night Shuffle“ geht in die vierte Runde

Wie in den Jahren zuvor ist der etwa 800 Personen fassende Saal 8 im Cinestar restlos ausverkauft. Die Veranstaltung der Macher der Plattform „fernsehen macht schön“, die im Rahmen der Leipziger Dokfilmtage läuft, hat sich zu einem echten Leipziger Ereignis entwickelt. Unter insgesamt 44 eingesandten Kurzfilmen – einzige Bedingung: die Filmemacher müssen im weitesten Sinne aus Leipzig oder Umgebung kommen – wurden sechs ausgewählt und nominiert. Und diese können sich in diesem Jahr alle durchaus sehen lassen. Mehr noch als in den Jahren zuvor lässt sich die Professionalität einiger Produktionen mit Filmen des regulären Dokfilmprogramms messen. So ist es fast zu naheliegend, dass der Gewinnerfilm Lebenswert eine klassisch dokumentarische Annäherung an ein Thema von lokaler Bedeutung ist. In selbstbewusst schönen Bildern, die keinen weiteren Kommentar nötig haben, wird von einem fast ausgestorbenen Dorf in Sachsen erzählt. Es ist eine kleine Geschichte, die durchaus im regulären Festivalprogramm hätte gezeigt werden können. Die Filmemacher Tom Lemke und Matthias Schulze portraitieren die beiden letzten Bewohner dieses Dorfes und zeigen sie in ihrem besonderen alltäglichen Umfeld. Und ganz nebenbei wird auf eine Tragödie vor Ort hingewiesen, die fortschreitende, total unnötige Zerstörung von immer mehr Lebensraum, durch die völlig anachronistische Energiegewinnung des Braunkohletagebaus.
Insgesamt war das Programm ein breit gefächerter Blick in verschiedene Kategorien, Produktionsarten und Genres. Eröffnet wurde es mit der in nur vier Tagen produzierten Film-Collage „Die Welt wird…“ von Schülern des Evangelischen Schulzentrums, es folgte „Lebenswert“, darauf das gewöhnungsbedürftige Musikvideo „Attraktor: Stoewer Records“, der wirklich angsteinjagende Thriller „Nachtexpress“, der wunderschön gezeichneter Animationsfilm „Tulpa“, und es endete mit dem kleinen Liebes-Spielfilm „Müssen Engel fliegen?“.
Die Bandbreite und nicht nur die formalen Unterschiede zwischen den Filmen lassen aber doch die Frage aufkommen, ob sie sich überhaupt auf eine vergleichbare Ebene bringen lassen und ob eine Auswahl des „besten“ Kurzfilms nicht vielmehr immer willkürlich erscheinen muss. Jeder dieser Filme hätte auf seine Weise den Preis, die Goldene Tamara, verdient. Vielleicht sollten die Veranstalter in Zukunft ein übergreifendes Motto vorgeben, damit eine gemeinsame und damit vergleichbare Basis für die Filme geschaffen wird. (Lina Dinkla)

Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.