„Der Eine bleibt, der Andere geht”, ein Film von Claude Berri (Kathleen Nordt)

L´un reste, l´autre part
(Der Eine bleibt, der Andere geht)
Frankreich 2005, 109 min
Regie: Claude Berri
Darsteller: Miou-Miou, Daniel Auteuil, Pierre Arditi, Charlotte Gainsbourg, Nathalie Baye

Fotos: PathéVerzwickte Liebschaften

Dass Liebe und Rationalität unterschiedlicher nicht sein könnten und dass jung Verliebte oft die Welt um sich herum vergessen, ist wohl unbestritten. Doch was passiert, wenn sich zwei gestandene Männer in den Fünfzigern nach jahrelangem Eheleben plötzlich Hals über Kopf neu verlieben?

Sie verwandeln sich zurück in kleine hilflose Jungen, die kaum Herr über ihr Gefühlschaos werden und sich zwischen Bonbons und Schokolade nicht entscheiden können. Und am Ende stellt sich die Frage: Das gute Altbewährte oder etwas erfrischendes Neues? Gehen oder Bleiben?

Das ist der Konflikt, den Berri in seinem Film mit allen Höhen und Tiefen aus der Sicht der beiden Hauptpersonen Daniel und Alain behandelt. Ein Konflikt, der die innersten Gefühle berührt und dessen mitreißende Darstellung für die Leistung der Schauspieler spricht. Trotz starker Gefühle verlieren sich die Personen in „L´un reste l´autre part“ jedoch nicht in ihren Emotionen. Die Geschichte eilt von einer Begegnung zur anderen. Die geschickten Wechsel von heiteren und traurigen Episoden aus dem Leben von Alain und Daniel, temperamentvolle Dialoge und das oft unerwartete Verhalten der Figuren bringen Schwung in die Geschichte.

So ist es doch ungewöhnlich, dass Daniel seine neue Liebschaft Judith wie selbstverständlich mit zum Krankenbesuch seines Sohnes (aus erster Ehe) mitbringt und seine Liebe zu ihr, trotz Ehefrau, in der Öffentlichkeit zeigt. Alain hingegen hat seit langer Zeit eine Affäre mit seiner Angestellten Farida, einer exotischen Senegalesin. Seine Frau ist misstrauisch, und nur mit Mühe kann er sie beschwichtigen. Eine Entscheidung für die Richtige überfordert ihn jedoch fast. In seiner Verzweiflung fragt Man(n) beiläufig sogar, ob es nicht möglich wäre zu dritt zu leben.

Doch gerade in diesen Dialogen, in denen sich die Unbeholfenheit und Ratlosigkeit von Daniel und Alain ausdrücken, zeigt sich die Komik der Wirren der Liebe und wird Sympathie für beide erzeugt. Sie werden nicht als Ehebrecher verurteilt, sondern als empfindsame Menschen dargestellt, die ihren Gefühlen folgen und primär eine Entscheidung für sich fällen müssen, von deren Ergebnis jedoch sekundär auch geliebte Personen betroffen sein werden.
„L´un reste l´autre part“ ist ein gelungener Film, der von Anfang bis Ende keine Langeweile aufkommen lässt. Die Handlungsstränge der beiden Hauptfiguren sowie die Figurenkonstellation sorgen durchgehend für spannungsgeladene Situationen – die Entscheidung bleibt bis zum Ende offen. Berri schafft es durch starke Emotionen, freudig wie traurig, das Interesse des Zuschauers zu wecken. Positiv hervorzuheben ist, dass der unbändige Ereignisfluss es nicht zulässt, dass die tiefen Emotionen in ein Drama ausufern. Im Gegenteil, „L´un reste l´autre part“ enthält das richtige Maß, um gute Unterhaltung zu sein, die auf einen zweiten Blick auch noch genügend Gesprächsstoff bietet, wenn das Kino zurück bleibt und man nach Hause geht. (Kathleen Nordt)

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