Martialisch und einfallslos: „Arthur und die Minimoys” (Michael Grass)

Arthur und die Minimoys
Regie: Luc Besson
Buch: Luc Besson & Céline Garcia
Mit: Freddy Highmore & Mia Farrow
Frankreich 2006
Länge: 102 min
Verleih: Tobis
Kinostart: 25. Januar 2007
www.arthur-derfilm.de
Zwischen Tomb Raider und Excalibur

Ein Plattenspieler? Das ist doch ein Plattenspieler! In diesem Film spielt tatsächlich ein Plattenspieler mit. Wann, werde ich später verraten.

Könnte es sein, dass Kinderfilme immer dasselbe erzählen? Das Bezwingen eines bösen Magiers, das Durchwandern einer Phantasiewelt oder die Suche nach einem legendären Schatz? Flüche und Zaubereien. Selbst die phantasievollste Kombination der schon tausendmal reproduzierten Geschichten kann sich dieses leicht bitteren Beigeschmacks nicht erwehren. Auch nicht, wenn sie von Meisterhand geschaffen wurde. Die Handlung ist demnach schnell erklärt. Arthur, ein zwölfjähriger Junge, der bei seiner Oma wohnt, macht sich auf die Suche nach seinem Großvater und dessen Rubinenschatz. Er muss in das Land der Minimoys. Das ist eigentlich gar kein anderes Land, es ist unsere gewohnte Umgebung nur aus einer anderen Perspektive: Die Minimoys sind nämlich nur einige Millimeter groß und so kann ein herumliegender Tennisball schon mal zu lebensbedrohenden Katastrophe werden – Gähn. Arthur, trotz seiner 12 Jahre spitz wie ein Küchenmesser, macht sich sogleich liebestrunken an die Prinzessin heran. Diese ist zwar nach „Märchenprinzessinnen-Norm“ zu Beginn leicht arrogant und zickig, aber gegen Ende… na, Sie wissen schon. Opa wird unterdessen gefangengehalten vom bösen M… – den Namen darf man nicht aussprechen, darum flüstern wir: Maltazar – im finsteren Königreich. Also, auf und davon, vorher aber noch schnell das magische Schwert aus dem Stein gezogen, um wirklich die letzten Zweifel zu zerstreuen. Dann, mit Hilfe von liegengelassenen Trinkhalmen und Spielzeugautos… na, Sie wissen schon.

Irgendwie handeln Kinderfilme immer von den selben Geschichten. Aber auch Liebesfilme und Actionstreifen, Horror und Katastrophen. Kaum können die Handlungen mit aufregenden Neuerungen aufwarten. Irgendwie kann das also kein Kriterium sein. Im Unterhaltungskino setzt man auf das Bewährte. Was sich schon tausendmal gut verkauft hat, lässt sich auch tausendundeinmal noch verhökern. Vorhersehbarkeit zum Stilkriterium zu erheben, heißt dabei nicht mehr, als den Bock zum Gärtner zu machen. Das ist lahm. Aber egal, wenn die Kassenzahlen stimmen.

Luc Besson setzt – Überraschung – auf Visualität und Machart statt auf inhaltliche Spitzfindigkeiten. Sehr bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass hierzulande mit Tokio Hotel Front-„mann“ Bill als Synchronstimme Arthurs Zuschauer in die Kinosäle gelockt werden sollen. Mehr hat der Film anscheinend nicht zu bieten? Die Geschichte pendelt zwischen einer realen Welt und der animierten Welt der Minimoys hin und her. Einfallsreiche Schnitte nehmen das Pendeln auf und lassen Realität und Animation miteinander verschmelzen. Rein optisch zumindest. Inhaltliche Wechselbeziehungen bleiben dabei eher verborgen, sieht man einmal vom Schnarchen der Großmutter ab, das wie das Grollen eines missmutigen Berggeistes die Hallen der Minimoys erschüttert. Die Animationen sind gut, sicherlich aber nicht das Nonplusultra derzeitiger Möglichkeiten. Gesichter, Bewegungen und Mimik sind selten wirklich ausdifferenziert. Vor allen Dingen wird jedoch alle Nase lang gekämpft, gefochten, gerungen und geschlagen. „Leg dich nicht mit einem Mädchen an!“ und „Such dir doch jemanden in deiner Größe!“ Im Erwachsenenkino wissen die Zuschauer bei solchen Sprüchen gleich Bescheid über die Art des Machwerks oder rümpfen peinlich berührt die Nase. Im Kinderfilm darf man sich offenbar noch ganz als machomäßiger Weltenretter brüsten. Auch wenn man eigentlich erst 12 Jahre alt ist.

Ach ja. Ich wollte ja erzählen, wann der Plattenspieler vorkommt. Auf ihrer Reise durch die Gartenwelt gelangen die Helden in die STUNNING RAPIDS BAR. Dort wird erst geturtelt, dann getanzt und letztendlich mal wieder eine Horde Bösewichte niedergewalzt. Der Club aber ist ein… na, Sie wissen schon.(Michael Grass)

Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.