Spiel mit Klischees: „Das Wilde Schaf” (Alessa Paluch)

Das Wilde Schaf
LOFFT
Konzept, Regie & Film: Stéphane Bittoun
Mit: Mogli Cruse, Ralph Gander, Philipp Kramer, Rebecca Rudolph, Philipp Sebastian
Im Film: Liat Phoebe Bittoun, Hiltrud Hauschke, Petra Weimer
Premiere: 12. April 2007
www.lofft.de


Eine Frage der Liebe – Das Wilde Schaf am LOFFT

Ce soir a l’esprit, Charme et Verve: dieser Abend ist eine französisch-deutsche Liebeserklärung an den französischen Film der 60er und 70er Jahre und an Romy Schneider. Er ist auf verwirrende Weise facettenreich und in leichtfüßiger Art sehr amüsant.

Stéphane Bissoun lässt schon ganz am Anfang von seinen Schauspielern deutlich machen, dass hier mit Klischees gespielt wird, vor allem mit denen des französische Films, und um den Spaß an der Wiedererkennung und dem Entlarven dieser. So beginnt die Inszenierung mit dem Vorspann von Godards Die Verachtung, nur wird hier das Produktionsteam von Das Wilde Schaf vorgestellt. Größenwahn? Nein, eher eine ironisch-liebevolle Hommage. Überhaupt ist alles an dieser Inszenierung liebevoll: das Bühnenbild ganz sechziger-siebziger Jahre; ein paar Requisiten und Handgriffe, um Szenenwechsel zu verdeutlichen; die Zigaretten, die lässig in den Mundwinkeln hängen; das Lächeln Rebecca Rudolphs, das geradezu mütterlich auf ihren Kollegen ruht, denen bei ihrem rasenden Wechsel von Figur zu Figur zu zu schauen es eine Freude ist. Die sich nicht zu schade sind, die Klischees mit voller Hingabe auszuschöpfen: „Madame,darf ich Ihre Hand küssen? Nur die Fingerspitzen?“ fragen sie ins Publikum und gerne reicht man den Handrücken.

Handwerklich ist diese Inszenierung unglaublich gut gemacht. Vor allem die Filmsequenzen, der Zusammenschnitt von Originalszenen und Nachgedrehtem und die Live-Synchronisation durch die Schauspieler ergeben einen schönen Kontrast von filmischer Fiktion, Bühnenfiktion und – na, ist sie es wirklich? – Realität. Mit großem Elan springen die Schauspieler von Fiktionsebene zu Fiktionsebene, bis sie sich schlussendlich als sie selbst vorstellen.

Ist zwar dieser ständige Wechsel von Rollen, Requisiten, Film und Bühne wenig hilfreich für das Verständnis der Geschichte, so ist es doch gerade die Fülle der ständig neuen, überraschenden Regieideen, die diese Inszenierung sehenswert macht. Die französischen Klischees, so platt sie vielleicht sein mögen, und die Laissez-faire-Atmosphäre des Abends nähren die Vorfreude auf den Sommer und dessen Leichtigkeit. Vielleicht bringt er eine liaision amoureuse oder einen Urlaub an der Côte d’Azur?

(Alessa Paluch)

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