Kultiger Antifolk

Wer Kult sät wird Kult ernten: Die Band Herman Düne spielt in der naTo

Über die Band Herman Düne (oder auch Herman Dune) zu berichten, ist nicht ganz einfach, ranken sich doch wie um jede gute Indieband ein ganzer Wald von amüsant-unglaubwürdigen Gerüchten.

Leider kann nicht mehr die Geschichte von den Bart tragenden Brüdern, die beide singen, Gitarre spielen und den unwiderstehlichen Charme der Band ausmachen, als Aufmacher dienen, da André Herman Düne nicht mehr dabei ist. Er nahm nicht teil an der Promotion zu der 2006 erschienen Platte Giant und den darauf folgenden Tourneen, hat also de facto die Band verlassen.

Auch in der Leipziger naTo steht David-Ivar Herman Düne ohne seinen Bruder am Mikrofon, obwohl er von diesem oft genug gar schön in den Songtexten erzählt. Daraus ergibt sich eine neue, ebenfalls sehr ansehnliche Frontkonstellation: Der Schlagzeuger Neman Herman Düne, angeblich der Cousin der Brüder, schließt die Lücke sowohl auf der Bühne, als auch auf Pressefotos gekonnt. Die Abwesenheit der Sängerin, als kleine Schwester der Jungs deklariert, fällt da schon deutlicher ins Gewicht, macht doch der dialogische Wechselgesang zwischen Sänger und Frauenstimmen einen nicht unerheblichen Teil des musikalischen Charmes einiger Lieder aus. Doch im Gesamten sind Herman Düne absolute Könner ihres Faches, welches laut Selbstaussage das des Antifolks ist, als dessen französische Hauptvertreter man sie zweifelsohne bezeichnen kann.

In Leipzig gibt der Herman Düne Bassist Turner Cody, der aus dem New Yorker Umfeld stammt, die Vorband, wird nach zwei Songs erst von David-Ivar und dann auch von der restlichen Band unterstützt. Das ganze klingt dann nicht nur sehr nach Herman Düne, nüchtern betrachtet sind das Herman Düne, nur dass die Vier die Instrumente getauscht haben und dass das Publikum jetzt den Namen des Bassisten kennt.

Nach obligatorischer Pause zwischen Vorband und Hauptakt, beginnen Herman Düne ihr eigenes Set in der vollen naTo. Hauptsächlich spielen sie Songs ihrer beiden letzen Alben Giant und Not on top, obwohl diese bereits seit langem als Kult gehypte Band sicher über hundert Songs zu ihrem Repertoire zählen kann. Erster Höhepunkt ist eindeutig Not on top, dessen Text wohl nicht nur dem Publikum aus der Seele spricht, sondern auch als Manifest des gesamten Antifolk gelesen beziehungsweise gehört werden kann: „I’m twentyseven and I’m fucked“!

Nach zwei Zugaben beenden sie ihren ersten Besuch in Leipzig mit dem antreibenden „Good for noone“. Der Abend endet somit mit einem fulminanten Auspowern des Schlagzeugers, die musikalisch erzählten Geschichten hallen allerdings noch längere Zeit im Gedächtnis nach.

Herman Düne

3. Oktober 2007, die naTo

www.nato-leipzig.de

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