Street-Art-Kolumne, Folge 5: Sellerhausen-Stünz
„Was, wo?“ „Stünz?“ „Gibt’s das auch?“ „Wo’s’n Sellerhausen?“ – Wer glaubt, die Eisenbahnstraße sei eine endlose Achse in das Elend und führe letztendlich nach Dresden, täuscht sich (sowohl als auch). Eingeschnürt zwischen diverse Gleise und Fernwärmerohre liegt der gar nicht so kleine, aber völlig unbeachtete Stadtteil mit dem alliteraten Namen (das war ein Kalauer). Einmal abgesehen davon, dass vierstöckiger Leerstand nirgends so unverschämt in ländliche Bauernhofidylle übergeht wie in der Härtingstraße, fällt eine familiäre, aber äußert umtriebige Sprayerszene auf. Hier schmort man noch im eigenen Saft und selbst Vegetarier wissen: Das macht nicht den schlechtesten Braten. Immer wieder liest man „asc“, „45“, „minol“, „rusty“,? Man kennt sich eben. Die Motive wiederholen sich entsprechend: Grüne Äpfel und Ottifanten (dass die überhaupt noch jemand kennt), wohin man schaut. Qualitativ müssen sich diese randständigen Existenzen keineswegs verstecken, was nicht verwundert, denn Wände gibt es in diesem abgemauerten und flächenhaft ausgestorbenen Fleckchen Leipzig wirklich genügend als Übungsfläche. Kein Schelm, wer Böses dabei denkt!
Die Street-Art-Kolumne:
Vorwort, 11.10.2007
Gohlis, 11.10.2007
Volkmarsdorf/Neuschönefeld, 21.10.2007
Connewitz, 28.10.2007
Zentrum-Süd/Niederkirchnerstraße, 04.11.2007
Sellerhausen-Stünz, 11.11.2007
Lindenau, 20.11.2007
Reudnitz-Thonberg, 09.12.2007
Plagwitz, 15.12.2007
Weihnachtsmarkt, 21.12.2007
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