Mörderisch lecker: „Die Torte in der Themse” (Janna Kagerer)

Die Torte in der Themse
TheaterPack
Tatort Leipzig
Regie: Frank Schletter
www.theaterpack.com
www.kriminell-gut.de


Mörderisch lecker: Tatort, Themse, Tod und Torte

Tatort Leipzig: Das gleichnamige Bar-Restaurant im Gottschedstrassenviertel macht mitunter seinem Namen alle Ehre. Vor allem dann, wenn das TheaterPack dort wieder zuschlägt und Die Torte in der Themse spielt.

Die Torte in der Themse heisst auch der Bestsellerkrimi der überkandidelten Schriftstellerin Agneta Krusty. Ein Unbekannter nimmt ihren Roman zur Vorlage, um jedes Jahr einen nach dem gleichen Muster verübten Mord zu begehen. Der jährliche Tatort: das London-Kings-Hotel. Inspector Hieronymus Matchers und sein übereifriger Kollege Sergant Fix sind auf alles gefasst und halten sich schon prophylaktisch im Hotel auf. Den Mord können sie allerdings nicht verhindern. Zum Glück, denn schließlich liegt darin der Reiz dieses Theaterkrimis, der zwischen einem schmackhaften Vier-Gänge-Menü serviert wird. Die schmausenden und staunenden Gäste lernen die Protagonisten der Geschichte nach und nach kennen und dürfen am Ende einen Tipp abgeben: Wer ist der Mörder?

An verdächtigen Gestalten mangelt es an dem Abend nicht. Da ist Kellner Carlo, der sich selbst als „schärfster Tortenheber der Stadt“ besingt und den weiblichen Zuschauerinnen seine Visitenkarte reicht. Dienstmädchen Sue, die gern flirtet und Stress mit ihrer Chefin Rachel Middlecover hat. Elton-John-Verschnitt Arthur Norris Smith, der seine Gattin Laetitia nicht zum Tanzwettbewerb überreden kann. Schließlich noch der Portier James, die gute Seele des Hotels und der etwas tumbe Koch Norman, der ein großer Fan der Schriftstellerin ist. Letzterer wird vom Co-Autor und Regisseur des Werks Frank Schletter gespielt. Ihn in dieser urkomischen Rolle zu erleben, macht das Stück allein schon sehenswert. Aber auch wegen der allesamt hervorragend gespielten Figuren, den niedlichen Gesangseinlagen, dem Menü und dem köstlichen schwarzen Humor lohnt sich der Besuch. Etwas enttäuschend ist die Auflösung. Sie wirkt ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Oder vielmehr: Sie scheint weniger inhaltlich motiviert zu sein und mehr eine besetzungstechnische Notlösung.

Dass fünf Schauspieler zehn Rollen spielen, ist an sich kein Problem. Hier aber, bei einem Kriminalstück, wirkt es sich recht nachteilig aus. Keine große Runde ? la Poirot ist möglich, und den Beziehungskonstellationen der Figuren sind Grenzen gesetzt, da die Darsteller nicht in ihren zwei Rollen gleichzeitig auftreten können. Und wie gesagt, die Lösung… Aber es darf bei aller Kritik nicht vergessen werden: Jeder zusätzliche Schauspieler kostet Geld und würde wohl den Preis der Karte erhöhen.

Für das hochunterhaltsame Spektakel, das Vier-Gänge-Menü und einen Aperitif und Whiskey inklusive zahlt man 59,- Euro. Wer es sich leisten will und kann, hat noch in diesem Jahr zweimal Gelegenheit dazu: am 18. und am 22. Dezember. Und wer den Mörder richtig errät, kann sogar eine Torte gewinnen. Mit mörderisch viel Sahne…

(Janna Kagerer)

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