On Kneipentour: Das Knalltheater zeigt „Engel Raphael” (Torben Ibs)

Engel Raphael
Krippenspiel für Erwachsene, Kneipentour durch Leipzig
Knalltheater
Mit: Larsen Sechert, Thomas Deubel & René Schmeißer
11. Dezember 2007 – Schlechtes Versteck
www.knalltheater.de


Weihnachten knallt’s

Das Knalltheater zeigt ihre Version des Krippenspiels und kann sich nicht so recht entscheiden.

Drei Mönche in Kutten, sakraler Gesang vom Band und alle lachen. So beginnt das neueste Werk des Knalltheaters, das bekannt ist für seine clownesken, respektlosen und die Form brechenden Varianten diverser Märchen. Ein Theater, das sich das Recht nimmt, die allgemein gültigen Vorstellungen von Theater auf der Bühne gekonnt und humoristisch zu unterlaufen. Das bedarf ein Höchstmaß an, nun ja, bühnen-dramatischen Feingefühl, denn trotz oder gerade wegen des ganzen Ulks muss der Abend funktionieren, braucht einen Rhythmus und präsenzstarke Schauspieler, die ihn tragen. Bei Engel Raphael, dem Weihnachtstück der Truppe, gelingt genau dieser Sprung etwas zu kurz. Das Stück ist lustig, kurzweilig, aber kommt nie so richtig los von der Grundsituation der Weihnachtsparodie. Es fehlt die Suche nach dem eigenen Stoff, der Versuch der Überwindung des Themas durch komplette Aneignung und Neukosntruktion, die mehr auf das eigene Wollen denn auf das weihnachtliche Sollen verweist. So bleibt der Abend irgendwo zwischen witzig-harmloser Parodie und den seltenen Momenten der radikalen Brechung mit Stoff und Form hängen. Zwar gibt es große Momente wie eine sensationell unkoordinierte Puppenjagd bei der Larsen Sechert und Thomas Deubel in kongenialer Langeweile die Puppen herumreichen, und auch die Playbacknummern oder die Auftritte René Schmeißers als Mann in der Kiste, der immer dann kommt, wenn scheinbar gar nichts mehr geht, stimmen so weit. Doch so Recht den Sprung schaffen die drei „Knallnasen“ (Selbstbezeichnung laut Homepage) nicht. Viele Gags scheinen in ihrer Vulgarität aus der dauerkalauernden Bullyparade abgeschrieben. Das knallt zwar, aber ohne eine nachhaltige schmunzelnde Verstörung. Was dem Abend fehlt, ist dieses ansonsten für die Gruppe typische verschmitzte Grinsen, das durch alle Aktionen durchschimmert. Vielleicht aber liegt dies auch am Stoff, denn zu Weihnachten ist vielleicht schon alles gesagt. Dennoch kommt das Publikum auf jeden Fall auf seine Kosten, unterhaltend ist es alle Mal und über Weihnachten lachen, macht schließlich immer Spaß. Vom Knalltheater darf man aber guten Gewissens mehr erwarten.

(Torben Ibs)


Weitere Termine der Kneipentour:

18.12., 21.00 Uhr – Schlechtes Versteck
19.12., 21.00 Uhr – Cafe Nebenan
20.12., 21.00 Uhr – Noch Besser Leben
22.12., 19.00 Uhr – Kulturwirtschaft Waldfrieden
23.12., 21.00 Uhr – Noch Besser Leben

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