Hamburg würdigt Henze: „L´Upupa und der Triumph der Sohnesliebe” (Steffen Kühn)

L´Upupa und der Triumph der Sohnesliebe
Ein deutsches Lustspiel
Elf Tableaus aus dem Arabischen (2003)
Libretto und Musik von Hans Werner Henze
Staatsoper Hamburg
16. Januar 2008


Hamburg würdigt Hans Werner Henze

„In Anwesenheit des Komponisten“ steht im Programmheft – stolz ist man in Hamburg auf den Besuch Hans Werner Henzes. Das Hamburger Abendblatt berichtet jeden Tag aus dem Hotel Vier Jahreszeiten: mal ein Foto mit Simone Young, mal ein Interview am Kamin. Hans Werner Henzes 14. Oper L´Upupa wurde 2003 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, 2006 dann die deutsche Erstaufführung in Hamburg, wo es eine lange Tradition gibt, sich der Musik Henzes zu widmen. Mit der Uraufführung von Der Prinz von Homburg 1960 feierte die Hansestadt gemeinsam mit Henze wohl einen seiner größten Erfolge.

Nun also L´Upupa: das Stück nach einem arabischen Märchenstoff um den sagenumwobenen Zaubervogel Upupa, zu Deutsch „Wiedehopf“. Es ist viel gedeutelt wurden an der Wiedehopfoper. Ist Al Kasim, der auszieht seinem Vater den entflogenen Wundervogel zurückzubringen, gar ein tugendhafter Tamino? Unterwegs befreit er die schöne Bad’iat und verliebt sich in sie – eine Pamina, die mit den originalen Schikaneder-Versen „Herr, ich bin zwar Verbrecherin?“ ihren Peiniger Dijab, den Herrscher von Kipungani um Vergebung bittet? Aber auch musikalisch stellt sich eine Zauberflöten-Atmosphäre ein. Die kleine Besetzung erzeugt besonders in den weichen, herausgehobenen Kantilenen der Holzbläser mozartische Momente. Mit zauberhaft realisierten Tonbandzuspielungen von skizzenhaften Naturlauten wie dem immer wiederkehrenden Flügelschlag des Wiedehopfes legt Henze eine natürliche Folie über die Musik. Natur und Kunst, Freiheit und Zivilisation zwischen diesen Polen verläuft auch die inhaltliche Ebene: Ziel der abendfüllenden Abenteuerreise Al Kasims ist es seinem Vater, dem Großwesir, die entflogene Upupa zurückzubringen. Das Wiedehopfweibchen ist für den alten Mann ein Lebenselixier. Das Tier versinnbildlicht die Macht der Schönheit, welche sich nicht festhalten lässt. Am Ende begreift das der Großwesir und schenkt der Upupa die Freiheit. Im anschließenden rein instrumentalen Herbstgesang des elften Tableaus liegen die musikalischen Höhepunkte des Stückes. Mit einer schwebenden Gewissheit erzeugen Simone Young und das Orchester aus der zart geäderten Partitur einen geheimnisvollen Klangteppich, der in Melancholie umschlägt und die Vergänglichkeit allen Lebens spüren lässt.

Die Inszenierung von Josef E. Köpplinger ist farbig, zum Teil regelrecht dekorativ. Dieses direkte Einlassen auf die arabische Vorlage wird dem Ansatz Henzes nicht gerecht. Henze verarbeitet seine Stoffe auf einer sinnlichen, emotionalen Ebene. „Musik ist das Schöne, was man nicht sehen kann“, zitiert Hans Werner Henzes Leonardo im Interview mit dem Hamburger Abendblatt. Die Inszenierung versucht ohne eigenen konzeptionellen Ansatz die Geschichte zu bebildern, das geht schief und zwar so richtig. Die modisch-farbige Oberfläche hinterlässt einen faden Nachgeschmack, so wie der unterschwellige Ärger nach einem schlechten Fernsehabend, nicht rechtzeitig abgeschaltet zu haben. Leider leidet auch der musikalische Genuss, was aber wirklich nicht am hervorragenden Ensemble um Simone Young liegt!

(Steffen Kühn)

Ein Kommentar anzeigen

  1. 16. Februar 2008

    wie arrogant gegen eine derartig gut gemachte poesievolle und hintergründige Inszenierung zu wettern, Henze liebt diese Interpretation mehr als die Salzburger Uraufführung, er sagte selbst-so muss es sein-hat da niemand recherchiert, oder glkauben die herren wieder soooooo klug zu sein, sind sie nicht es gewinnt immer das publikum und das jubelte bei der premniere einhellig und verdient dem regieteam zu.

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