Musik auf allen Ebenen

Das Leipziger Elektronik-Akustik-Duo Wooden Peak hält nach acht Jahren gemeinsamer Musikgeschichte immer noch zusammen − trotzdem geht es neue Wege

Wooden Peak im Schauspiel Leipzig (Fotos: Rolf Arnold)

Der backsteingepflasterte Raum ist in warmes, rotes und gelbes Licht getaucht. Clique-Claque-Elektroklänge begleiten die erwartungsvollen Gespräche der gleichmäßig im Raum verteilten Menschen. Die Leipziger Zwei-Mann-Band Wooden Peak hat zum Konzert in die Baustelle im Schauspiel Leipzig geladen.

Ohne viel Aufhebens zu machen, beginnen Jonas Wolter und Sebastian Bode mit dem ersten Lied: „Wir spielen euch jetzt ein Konzert vor!“ kündigen sie plakativ-verschmitzt an. Innerhalb weniger Sekunden bewegt sich niemand mehr – alle lauschen ihnen wie gebannt. Was das Besondere an der Musik Wooden Peaks ist, lässt sich nur schwer greifen. Denn obwohl sie theoretisch eines sind, klingen die beiden Musiker nicht wie ein gewöhnliches Gitarre-und-Schlagzeug-Duo. Wer die Songs der beiden ehemaligen Rostocker zum ersten Mal hört, würde jedenfalls nicht auf die Idee kommen, nur zwei Leute brächten diesen Sound hervor. Wooden Peak erreichen durch das Ausschöpfen jeglicher mit vier Füßen und vier Händen spielbarer musikalischer Möglichkeiten nahezu orchestrale Sounds. Zu den klassischen Band-Basics Schlagzeug und Gitarre kommen Fußorgel und Synthesizer, dazu ertönen mit dem Handrekorder aufgenommene Sounds aus einer gigantischen Sample-Datenbank. Komplettiert wird das Ganze von der charmanten Stimme Jonas Wolters mit ihrem unzuordenbaren englischen Akzent. Dieses organische Miteinander verschiedenster Klänge ist so easy to listen to und freundlich wie die beiden Macher selbst.

Wolter und Bode kennen sich schon seit acht Jahren, haben bereits drei Longplayer gemeinsam veröffentlicht. Und nicht nur das Bandprojekt hält die beiden zusammen – die zwei haben sich sozusagen eine gemeinsame musikalische Existenz aufgebaut. Sie geben Instrumentalunterricht an der gleichen Musikschule und betreiben quasi ‚nebenbei‘ noch die Firma Teleskop Musikproduktion, mit der sie Aufnahmen für Rundfunk, Hörspiel und Kurzfilme produzieren. Für ihre musikalische Weiterentwicklung war ihnen die Zweisamkeit dann aber doch nicht genug. Um die gerade beim lokalen Label analogsoul erschienene EP „Polygon“ einzuspielen, holten sie sich drei Mal musikalische Unterstützung dazu. Wencke Wollny, Antonia Hausmann und Alexander Binder supporten das eingespielte Team an Klarinette, Posaune und Bass – „Wooden Peak Ensemble“ nennen sie das. „Für uns ist das Ensemble etwas ganz Neues: Zu fünft! Jeder Außenstehende würde sagen: Das ist doch ne ganz normale Band“, scherzt Jonas Wolter. Zwei der drei UnterstützerInnen können wir auch an dem Abend in der Baustelle hören. Als Überraschungsgäste tauchen Posaunistin und Klarinettistin auf der Bühne auf. „Normalerweise sind wir zu zweit und versuchen diese Besetzung auszureizen: Fußorgel, Sachen gleichzeitig machen, Rechner dabeihaben. Das können wir ganz gut und wissen auch, wo die Grenze des Umsetzbaren ist. Natürlich sind das Limitationen, die manchmal auch nerven. Also, wenn du eine bestimmte Melodie im Kopf hast, die mit den Füßen aber nicht spielen kannst. Auf unserem letzten Album Polar hatten wir auch schon Gäste. Und jetzt hatten wir einfach mal Lust, das Ganze auszuweiten“, erklärt der Sänger.

Das Livespielen ist für die beiden sympathischen Herren das, wodurch sie ihre Musik in Zeiten von einbrechenden Plattenverkäufen und kostenlosen Streamingdiensten am Leben halten. Nach vielen Jahren des gemeinsamen Musikmachens und einem eingeschworenen Kreis an Fans sind die zwei dabei angenehm auf dem Teppich geblieben. „Wir haben nicht so die großen definierten Pläne. Aber uns gehen die Ideen nicht aus. Und was wir merken ist, dass die Gemeinde langsam aber stetig wächst. Das geht so ein bisschen oldschoolmäßig über die Konzerte. Wenn man sich doch mal traut, irgendwo anders hinzufahren, das da mehr Leute kommen und die uns dann auch treubleiben. Wir machen unsere Musik einfach nur, und es soll sich jemand anhören oder zum Konzert kommen“, so Jonas Wolter. Und das werden wir – es lohnt sich.

Wooden Peak: Polygon EP (Release 23. Mai 2015)

10. Juni 2015 Baustelle, Schauspiel Leipzig

Weitere Konzerte: 2.7. Rostock, Klostergarten; 3.7. Potsdam, Hans-Otto-Theater; 4.7 Rudolstadt, TFF Festival


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