„Der schlaue Urfin“ am Schauspiel Leipzig entführt in die Zauberwelt des Schriftstellers Alexander Workow
Nachdem im vergangenen Jahr der erste Teil aus der Zauberlandreihe des Schriftstellers Alexander Workow im Schauspiel aufgeführt wurde, folgt dieses Jahr der zweite Teil, Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten. Man taucht ein in das Zauberland und möchte so schnell auch nicht wieder aus ihr hinaus. Fantastische Wesen und Landschaften werden hier mit viel Liebe zum Detail aufbereitet.
Die Charaktere lernt man nach und nach kennen. Da ist als erstes der Namensträger des Stückes, Urfin. Urfin ist ein missmutiger und menschenhassender Mann, der einst Tischler war und sich nun vor allem mit seinem Garten beschäftigt und lauter Unkraut jätet. Doch unter diesem ihm so verhassten Pflanzen befindet sich ein Zauberkraut welches jeden Gegenstand zum Leben erwecken kann, so verrät ihm die Eule Guamokolatokint, die nun stets an seiner Seite ist. Und so macht er sich sogleich daran Soldaten zu tischlern, um diese dann zum Leben zu erwecken. Mit dieser hölzernen Armee möchte er nun das Zauberland erobern und den amtierenden Herrscher Scheuch in der Smaragdenstadt stürzen. Elli, die in der „normalen“ Welt lebt, hat einen Traum von genau diesen Begebenheiten und ahnt, dass ihre Freunde Hilfe benötigen. Und so macht sie sich erneut auf den Weg in das Zauberland und erlebt eine spannende Reise, bei der sie Abenteuer erlebt und neue Freunde findet.
Regie führte Stefan Beer, der durch seine zahlreichen Erfahrungen in Sachen Bühnenadaptionen von Märchen als sehr erfahren gilt. Die Inszenierung ist überwältigend, das fängt bei den Kostümen an, geht bei dem Bühnenbild und auch Projektionen weiter und hört bei der Musik auf. Da bewegt sich schwebend die Eule auf einer Art Hoverboard und die Feen fliegen in der Luft herum. Man staunt über die Kostüme, die einfallsreich, kreativ und wahrscheinlich mit viel Arbeit hergestellt wurden. Man mag glauben, die Soldaten seien wirklich aus Holz. Diese Soldaten, Urfins Helfer, wirken zwar oft bedrohlich, wenn sie ihre Stöcke, die als Waffen dienen, einsetzen. In anderen Momenten haben sie wiederum sehr viel Witz und eine Art sympathische Dummheit. Und wenn sie ihre Stöcke im Rhythmus zur live gespielten Musik einsetzen, dann wird man komplett mitgerissen.
Die Musik wird von zwei Musikern Jan S. Beyer & Jörg Wockenfuß live auf der Bühne gespielt. Diese unterstützt die Handlung, indem die Figuren mit verschiedenen Motiven musikalisch untermalt werden, und begleitet die Gesangseinlagen. Diese runden das Theaterspektakel ab und fügen sich stimmig in die Handlung ein. Allein das Schlussstück ist ein wenig zu viel und macht das Happy-End kitschiger als nötig.
Bei dieser Inszenierung wird einem wahnsinnig viel geboten und spricht junge, sowie alte Menschen an und bereitet Freude beim Zuschauen. Das Stück ist auf jeden Fall für Kinder ab sechs Jahren geeignet. Hier kann man je nach Alter etwas gezielter auf die Handlung eingehen. Ab neun Jahren kann man zum Beispiel auf die Funktionsweise der Diktatur eingehen, die im Stück angerissen wird. Durch die Ansprache Urfins nach seiner Machtübernahme, die er Richtung Publikum hält, fühlt man sich als anwesender Zuschauer im Volk des Zauberlands mit einbegriffen. Dies wird durch den Widerstand, der im Publikum Flugblätter verteilt noch verstärkt und auch die Reaktionen der anwesenden Kinder verstärkt dies. Auch gut könnte man das Buch oder Auszüge aus diesem gemeinsam mit den Kindern lesen und sie somit auf das Theaterstück vorbereiten und einstimmen.
Der Text entstand im Seminar „Lesekompetenz, Lesesozialisation und literarisches Lernen“ der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig im Wintersemester 2016/2017.
Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Regie: Stephan Beer
Bühnenbild: Georg Burger
Kostüme: Kristina Böcher
Choreographie: Sibylle Uttikal
Musik: Jan S. Beyer & Jörg Wockenfuß
Dramaturgie: Matthias Huber
Licht: Veit-Rüdiger Griess
Mit: Tilo Krügel, Sophie Hottinger , Alina-Katharin Heipe, Thomas Braungardt, Adreas Dyszewski, Anna Keil, Hartmut Neuber, Roman Kamonik, Nina Siewert, David Hörning, Ferdinand Lehmann, Elias Popp, Jonas Koch, Max Fischer
Schauspiel Leipzig, Große Bühne, Premiere: 26. November 2016, Weitere Aufführung am 17. April 2017 um 15 Uhr.
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