Mit dem Album HOTSPOT gelingt dem Duo Pet Shop Boys ein 14. großer Wurf
Nicht, dass die unter dem Namen Pet Shop Boys bekannten Popmusik-Macher Neil Tennant und Chris Lowe seit dem 13. Album »Super« die Hände in den Schoss gelegt hätten. Im Gegenteil: neue Songs, Musical- und Performanceprojekte und Tourneen bestimmten die letzten vier Jahre, und das kürzlich veröffentlichte Mini-Album »Agenda«. Nun, mit Beginn des Jahres 2020, legt das britische Duo Album Nummer 14 vor, mit dem Titel »Hotspot«.
In düsterem Grau präsentiert sich das – wie die zwei Vorgänger-Alben – von Stuart Price produzierte Werk. Auf dem Booklet sind zwei gesichtslose Schemen abgebildet, nebeneinander natürlich, wie es Tennant und Lowe seit ihrem Debütalbum handhaben. Man assoziiert mystische Musik, vermutet einen völlig neuen Stil. Doch die Jungs vom Haustierladen bleiben ihrem Sound treu, und auch dem Mix aus gefühlvollen Balladen und mitunter schrägen Dance Hits.
Insgesamt wirkt die zehn Tracks umfassende Scheibe wie eine Liebeserklärung an die deutsche Hauptstadt. In »Will-O-the-Wisp« kommen U-Bahn-Stationen wie Warschauer Straße und Nollendorfplatz vor, in der romantischen Ballade »You are the One« wird ein Nachmittag in Zehlendorf besungen. »Wedding in Berlin« handelt zwar nicht von dem besagten Stadtteil, ist aber, von den Beats auch passend, eine Hommage an die DJ-Clubszene der Metropole und zugleich eine Hymne auf die Ehe für alle. Schön tanzbar kommen das launig-rappige »Happy People« und das gerade in seiner Einfachheit bestrickende »I dont Wanna« daher. Auch die erste Singleauskopplung »Dreamland« ist ein Partykracher. Ein Joint Venture der Generationen, denn den Titel haben die Altherren des Electropop mit der jungen britischen Band Years & Years zusammen aufgenommen.
Olly Alexander ergänzt spannungsreich Neil Tennants nach wie vor brillante Stimme im Wechselgesang. »Monkey Business« fällt etwas aus dem Rahmen, eine funky schräge Reminiszenz an den Disco der Siebziger Jahre. Sehr schöne Balladen sind Pet Shop Boys einmal mehr mit »Hoping for a Miracle« und »Only the Dark» gelungen, wenn sie auch an frühere wie »Rent« oder »Liberation« nicht heranreichen. »Burning the Heather« dagegen kann sich mit den ganz großen Hits unbedingt messen. Ein lässiger Road Trip Song im treibenden Rhythmus und der Höhepunkt des Albums. Dieses ist insgesamt betrachtet ein sich angenehm bescheiden gebender Beitrag zum europäischen Pop, ohne die große Geste, ohne aufdringlich bedeutsame Textbotschaften. Oder um es mit einer Zeile aus dem letztgenannten Titel zu sagen: »I’m just the singer of the song…«
Pet Shop Boys: Hotspot
x2Records/Kobalt
VÖ: 24. Januar 2020
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