Die neue Lieblingsband

Die Band The Hives bringt neue Platte heraus

Eigentlich weiß man es schon lange, spätestens aber seit dem 1999er-Album der Hives. Ganz klein steht es unten auf der letzten Seite des „Veni Vidi Vicious“-Booklets: „Confucius says: Ah… The Hives. The future is theirs… should they want it.“ Sie wollten und wollen immer noch, und deswegen gibt es nun „Tyrannosaurus Hives“ und damit zwölf Songs für ein besseres Jahr 2004. Gegründet 1993, in einer Zeit also, in der The-Bands noch nicht den Retro-Bonus hatten und in einem Land ohne nennenswerte Gute-Musik-Tradition, Schweden nämlich, machen die Hives heutzutage die wahrscheinlich modernste gute Rockmusik der Welt.

Bei einigen der tonangebenden Bands des 21. Jahrhunderts ist es hingegen Programm, einen auf „Früher klang alles besser“ zu machen. The Strokes erinnern manchmal an The Velvet Underground, Franz Ferdinand an Blondie, The White Stripes an 50er-Jahre-Proberäume-ohne-jegliches-Equipment und The Libertines neuerdings an The Strokes. Logisch, dass The Hives auch einige an irgend etwas erinnern werden – die Variationsmöglichkeiten von Gitarren-, Bass- und Schlagzeugsounds sind nun mal nicht unbegrenzt. Was sie aber von den Retro-Rockern, ob man diese nun schätzt oder auch nicht, unterscheidet, ist eine neue Direktheit, die sich weder von Nostalgie noch von Hörbarkeitsansprüchen aus der Unruhe bringen lässt. Daher sind auch einige Songs auf „Tyrannosaurus Hives“ zu einer Art experimenteller Wüste geworden, was allerdings überhaupt nicht stört; anders gesagt: Wo Genie ist, ist auch Chaos.

Von den seltsamen Anzügen und Gamaschen, in denen sich die Hives der Öffentlichkeit präsentieren, sollte man sich nicht irritieren lassen; ebensowenig von dem kleinen Rätsel, das einem das Artwork des Albums aufgibt (einfach mal Cover und Rückseite der CD-Hülle aneinander legen und genau hingucken). Die Musik ist nämlich modern, eindeutig
laut zu hören und genau so von sich eingenommen wie die Hives selbst, die 2002 schon ein „Greatest Hits“-Album namens „Your New Favorite Band“ veröffentlichten und sich auf ihrer hübschen Homepage selbst in den höchsten Tönen loben. Auf „Tyrannosaurus Hives“ ist „Walk Idiot Walk“ (keine Sorge, keinerlei musikalische Parallelen zu Paul McCartneys „Run Devil Run“), die erste Singleauskopplung, hervorzuheben; ein Lied von fast klassischer Schlichtheit, dafür aber mit fantastischem Intro, einer Gitarre, die nachhaltigen Eindruck hinterlässt, und einem am Mikrofon ausrastenden Howlin‘ Pelle Almqvist, wie ihn die Welt noch nicht oft gehört hat.

Während die erste Hälfte des Albums zwar unkonventionell, aber mit Songs wie eben „Walk Idiot Walk“, „Abra Cadaver“ oder „B Is For Brutus“ durchaus clubtauglich ist, drehen die Hives spätestens ab „Diabolic Scheme“ völlig durch. Auf’s Schlagzeug wird eingedroschen, als gäb’s kein Morgen, finstere Bassakkorde sind obligat, und was das Herumkreischen und -heulen betrifft, setzen die fünf Schweden völlig neue Maßstäbe. Nah am Wahnsinn, aber bei allem Gezeter nie um eine Melodie verlegen: The Hives.

Und so wundert es einen nicht, wenn man nach 29 Minuten und 59 Sekunden „Tyrannosaurus Hives“ einen Blick ins dazugehörige Booklet wirft und dort ganz klein, unten auf der letzten Seite, liest: „D W Johnson says: They’ve done it again! Outsmarted the world. Tomorrow they take on the universe.“

The Hives:
Tyrannosaurus Hives

Universal Music

VÖ: 19. Juli 2004

www.hivesmusic.com

Tracklist:
01 – Abra Cadaver
02 – Two-times Touch And Broken Bones
03 – Walk Idiot Walk
04 – No Pun Intended
05 – A Little More For Little You
06 – B Is For Brutus
07 – See Through Head
08 – Diabolic Scheme
09 – Missing Link
10 – Love In Plaster
11 – Dead Quote Olympics
12 – Antidote


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