Drei Tage, zwei Orte

Hof Klang, das Festival für Aktuelle Musik, stand dieses Jahr unter dem Motto „Blech und Stimmen“

Fotos: Andreas Wünschirs

Als Anglist kommt man an Shakespeare kaum vorbei. Diese Erfahrung hat sicher auch der Linguist und Anglist Jaako Mäntyjärvi gemacht – der darüber hinaus noch studierter Chorleiter ist – und 1984 Four Shakespeare Songs für Vokalensemble geschrieben. Zwischen den blauen Kacheln des Selter-Hofs, im Herzen der Innenstadt, kommen sie zur Aufführung. Madrigalisch und mit tänzerischen Elementen sind diese kleinen Chorwerke nicht „modern“ in dem Sinne, dass der ungeübte Hörer mit ihnen nichts anfangen könnte, man hört ihnen ihre historische Verortung tonal durchaus an. Dennoch sind sie kein Klangeinerlei von kleinen Liedchen, jeder Song ist für sich abwechslungsreich und charakteristisch gestaltet. Demgegenüber kommt Jo Kondos BONJIN für Sopran, Altflöte und Kontrabass fast schon spärlich daher. Rondes (Folke Rabe) für gemischten Chor ist weit von Shakespeare und erst recht von der Linguistik entfernt, da es nicht auf sprachlichem Text, sondern auf vokalen Lauten basiert, mit denen unterschiedlichste Klangfarben produziert werden.

Der Jugendchor der Oper Leipzig unter Leitung von Sophie Bauer singt unglaublich präzise und klar, das wird nicht erst deutlich, als er sich gegen Ende des Konzerts unter das Publikum mischt. Vorher erklangen die Stimmen von den Balkonen, Tobias Lampelzammer am Kontrabass spielte unbelaubte Gedanken zu Hölderlins Tinian auf der seitlich errichteten Bühne am Boden. Wieder einmal bricht Hof Klang – in diesem Jahr fand das Festival zum fünften Mal statt – mit den Gewohnheiten der Konzertgänger, um den Klang dem Motto gemäß auch tatsächlich in den Hof zu überführen.

Hof Klang

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