Als Silence: Silence, Silence ist die Sammlung Wilfried und Astrid Rugos zu sehen
Der Kunst Gerhard Altenbourgs zu begegnen ist eine phantastische Reise. Sofort ist man von den zarten Linien und Farben seiner Bilder gefangen. Die ca. 100 ausgestellten Zeichnungen vermitteln trotz ihrer Entstehungszeit über 40 Jahre eine Homogenität der Ruhe und Ausgeglichenheit. Landschaften und figürliche Darstellungen die beiden Sujets Altenbourgs in den charakteristischen Kombinationen aus Aquarell, Guache, Kreide und Tusche. Der Einordnung als Surrealist begegnete der Künstler mit den Worten, daß er in seinen Werken Raum für die Phantasie des Betrachters schaffen möchte, seine Eigene dafür zurücksteht. So verschmelzen in vielen Bildern Landschaft und Figur zu einem Gespinst aus schwingenden Linien und Farben für mich vergleichbar mit Klangteppichen der neuen Musik. Altenbourgs verletzliche Gebilde versuchen die Erfahrungen über die Brüchigkeit und die Hinfälligkeit menschlicher Existenz zu visualisieren. Landschaftliches und Physiogonomisches, Vergangenes und Heutiges durchdringen sich. Bar jeder Eindeutigkeit wird Leben in seiner Komplexität erfahrbar gemacht, menschliches Handeln in seinem steten Suchen zwischen Altem und Neuem.
Gerhard Ströch, seit 1955 mit dem Künstlernamen Altenbourg, war ein Emigrant im eigenen Land. Nach Malunterricht in Altenburg bei Erich Dietz und Studium in Weimar bei Hans Hoffmann-Lederer zieht er sich ins elterliche Haus in Altenburg zurück und beginnt um 1950 sein 40-jähriges Schaffen abseits von kulturellen und politischen Einflüssen. Der versagten offiziellen Anerkennung in der DDR steht das schon seit Anfang der 50er Jahre rege Interesse in der BRD gegenüber. Schließlich die westdeutsche Anerkennung durch Preise und Ausstellungen Ende der 60er Jahre. Einen Versuch aus den Verhältnissen der DDR auszubrechen gibt es nicht: Zum einen ist die Emigration auch eine Innere – äußere Einflüsse sind ausdrücklich nicht erwünscht,
Altenbourg inspiriert sich über (alte) Literatur und Landschaften, zum anderen sollte das verachtet System nicht durch eigene Kompromisse legitimiert werden.
Die liebevolle Beschreibung des Verhältnisses zwischen Altenbourg und Wilfried und Astrid Rugo im Katalog zeichnen ein ganz eigenes Kapitel deutsch – deutscher Geschichte. Über die beengenden Verhältnisse wird nur dann reflektiert, wenn das gemeinsame Interesse – die Kunst – beeinträchtigt wird. Jegliche weitere kritische Beschäftigung mit den politischen Verhältnissen wird im Sinne der Gefahr des schleichenden Einlassens bewußt vermieden.
ALTENBOURG in Altenburg
„Silence: Silence, Silence“ Die Sammlung Wilfried und Astrid Rugo
Lindenau – Museum Altenburg
25.11.2001-10.2.2002
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