Leipziger Legende

CD Empfehlung: Neun Kontrapunkte zum Thema Geschichte

Was beide Kantaten, Leipziger Legende, und Neun Kontrapunkte zum Thema Geschichte, eint, ist zunächst die Besetzung für jeweils Solostimme(n)/ Sprecher, Chor und Orchester. Beide der jüngeren Leipziger Geschichte verbundenen Vokalwerke stammen aus der Feder von Walter Thomas Heyn (Musik) und Andreas Reimann (Text).

In Leipzig war es, wo das Volk aufmüpfte, wo es einer Reminiszenz nach die „schärfsten Kabaretts gab und eine Kleinkunstszene, die zum Besten der Ostzone gehörte“ sowie alternative, aber doch sehr kundige Bandleader und gitarrebewehrte Barden, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube machten.

Andreas Reimann, ein über mehrere Jahre politisch verfolgter Autor, spitzte in den 80-ern wieder seine Stifte und verfasste Texte, deren Brisanz dem Komponisten Heyn gefielen. 1986, noch in der DDR-Zeit, erfuhr die Kantate Neun Kontrapunkte zum Thema Geschichte mit dem Chor und Orchester der Leipziger Musikhochschule ihre Uraufführung im Alten Rathaus von Leipzig.

Die Musik ist energiereich, teils brachial, dann wieder subtil und unter die Haut gehend. Die Worte (Beispiel: „Und welche Idee ist es wert, dass einer zugrund geht für sie?“) sorgten damals für nachhaltige Bespitzelung durch den Staat und den „guten Rat“, sie umzuändern.

Die Leipziger Legende erlebte ihre Uraufführung 1999 im Kleinen Saal des Gewandhauses. Diese Kantate setzt sich thematisch mit dem 10. Jahrestag der Wiedervereinigung auseinander. Hier arbeiteten die Autoren mit zwei Schul-Laienchören zusammen. Die stark besetzte Partitur bezieht zahlreiche Zitate, aber auch deutsche Volkslieder und Elemente des Free Jazz ein, für diese Chöre ein riesiges Unterfangen. Inmitten der Kantate, in der die Solisten Angelika Wiedemann, Alt, Christine Artmann, Mezzosopran, Ulrich Jung, Tenor, und John Morgenstern, Bariton, den tragendsten Anteil haben, erklingen Bach-Zitate.

Außerdem sind die beiden Gesänge Wenn und Regenbogenchoral zu hören, zwei Stücke, die schon 1984 erstmals in der Nikolaikirche erklangen und schon damals von Angelika Wiedemann an einem Montagabend in der Kirche gesungen wurden. Zu einer Zeit, als die Montagsgebete noch nicht für die Masse interessant waren. Das Dokument zugänglich gemacht zu haben, ist eine begrüßenswerte Tat des MDR.

CD, Leipziger Legende; Neun Kontrapunkte zum Thema Geschichte

Label: K Records/AMA Verlag; in Verbindung mit dem MDR

Walter Thomas Heyn, Musik,
Andreas Reimann, Lyrik

Silvia Pscheit, Mezzosopran, Angelika Wiedemann, Alt,
Dorothea Hildebrandt, Sprecherin, Ulrich Jung, Tenor, John Morgenstern, Bariton,

Chor des Carl-Goerdeler-Gymnasiums Leipzig,
Chor und Orchester der Hochschule für Musik Leipzig,
Choreinstudierung Georg Christoph Biller

Aufnahmedatum: 1986; 1999, Qualität: ADD, Erscheinungsjahr: 2001, Zeit: 51:56

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