Kommentar zum Bachfest (Steffen Lehmann)

„Ende gut, alles gut“
Ein Kommentar zum Bachfest von Steffen Lehmann

Das Bachfest 2002 ist vorbei. Nach anfänglichem Stottern kam es doch noch auf Touren. In den vergangenen zehn Tagen hat die Musik Bachs wieder viele Leipziger und Gäste in ihren Bann gezogen. Ausverkaufte Konzerte bestätigten die Festival-Macher in ihrer Idee, mit dem Bachfest einen jährlichen Schwerpunkt zu setzen. „Das Bachfest war ein großer Erfolg“, sagte Bernhard Heß, der Geschäftsführer von Bach-Archiv und Bachfest. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten.

Die angestrebte Auslastung von achtzig Prozent und die avisierten 40.000 Besucher wurden verfehlt. Ambitioniert geplante Konzerte in Oper und Gewandhaus wurden nur mäßig besucht. Waren es am Ende zu viele Veranstaltungen? Eine Frage, die von den Verantwortlichen so nicht beantwortet werden wollte. Auch im nächsten Jahr wird das Bachfest wieder zehn Tage dauern. Dabei stand das Festival anfangs unter keinem guten Stern. Stornierungen großer Reiseveranstalter und eine fehlende finanzielle Garantie der Stadt brachten es an den Rand der Absage. Eine Tatsache, die Kulturdezernent Georg Girardet noch auf der Eröffnungskonferenz leugnete, die jedoch unausgesprochen im Raum stand. Da sollte wohl nicht noch Öl ins Feuer gegossen werden.

Laut Bernhard Heß ist bei den Verantwortlichen im Rathaus „der Knoten jetzt geplatzt“. Zu hoffen ist es allemal. Ein Festival mit dem Anspruch des Bachfestes braucht eine langfristige Planungssicherheit. Und nicht nur das. Vor allem braucht es eine finanzielle Ausstattung, die ihm erlaubt, in der Liga mitzuspielen, die man in Leipzig im Fußball schon so lange vergeblich anstrebt. Dazu muss sich die Stadt aber endlich entscheiden, was sie wirklich sein will: Autostadt, Medienstadt, Bachstadt…

Die Ansiedlung von BMW und Porsche z.B. sind unbestritten ein Erfolg für Leipzig. Nur, in einer zyklischen Industrie wie der Autoindustrie werden Werke genauso schnell wieder geschlossen, wie sie mit großem Getöse eingeweiht wurden. Diejenigen, die jetzt von der Autostadt Leipzig räsonieren, mögen ihre Blicke einmal nach England wenden. Dort hatte BMW in kürzester Zeit eine Fabrik geschlossen, in die vorher über eine Milliarde Mark investiert worden war. Denn die hohen Fördergelder machen die Entscheidung für einen neuen Standort für die Konzerne leicht. Eine Garantie für dessen Erhalt sind sie jedoch nicht. Daher sollte man sich vielleicht mehr auf das besinnen, was da ist und auch bleiben wird. Und dazu könnte die Tradition eines alljährlichen großen Bachfestes gehören.

Im kommenden Jahr wird jedenfalls ein Trio die künstlerische Leitung übernehmen. Neben Thomaskantor Georg Christoph Biller werden dann der ehemalige Intendant der Berliner Festspiele Elmar Weingarten und der Direktor des Bach-Archivs Christoph Wolff in der Verantwortung stehen. Bereits zugesagt haben Ton Koopman und Philippe Herreweghe. Man darf auf das Bachfest 2003 gespannt sein, das unter dem Motto steht: „Bach in Leipzig – Zwischen Tradition und Neubeginn“.

(Foto: Bacharchiv)

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