Die Welt erträglicher machen

Bruce Springsteen auf Tournee

Das Problem mit den Mythen ist, sie wollen gepflegt werden. Die Legende will es, das Bruce Springsteen auf einer Bank saß, als ein Autofahrer seine Scheibe herunter kurbelte und ihm zurief: „Wir brauchen dich.“ Das war nach dem 11. September des vergangenen Jahres. Das Ergebnis dieser Episode ist das neue Album „The Rising“. Zugleich die erste Platte seit 18 Jahren, die Springsteen mit der E-Street Band eingespielt hat. Nun haben sich viele Menschen darüber die Köpfe zerbrochen, ob Springsteen mit seiner neuen Platte den 11. September aus kommerziellen Erwägungen ausgenutzt hätte. Die Leipziger Volkszeitung verstieg sich sogar zu der Behauptung, er sei der „amerikanischste aller amerikanischen Sänger.“ Wohl an. Haben da einige vielleicht nicht richtig hingehört? Hat sich doch gerade Springsteen immer gegen jegliche politisch-patriotische Vereinnahmung gewehrt.

Der Vorwurf, Springsteen würde die Tragödie des letzten Jahres ausplündern, greift schon deshalb nicht, weil er schon seit 30 Jahren über die kleinen Leute von nebenan schreibt. Genauso wie er über den viel gepriesenen „amerikanischen Traum schreibt, die Erfüllungen und Enttäuschungen. Und so ist „The Rising“ die konsequente Fortsetzung seines musikalischen Schaffens. Vor dem Hintergrund des 11. September hätte man eine düstere Grundstimmung von „The Rising“ erwarten können. Statt dessen überraschen die Songs mit viel Optimismus und Hoffnung. Das erreicht Springsteen durch eine Mischung aus Blues und Gospel. Lieder wie „The Promised Land“ und „The Rising“ ziehen aus dieser Kombination ihre Kraft. In „Worlds Apart“ wird es dann doch etwas politisch. Hier wird mit einer Mischung aus Rock’n’Roll und arabischen Gesängen das gegenseitige Verständnis zwischen den Kulturen eingefordert. In Zeiten latenter Kriegsgefahr ein durchaus berechtigtes Anliegen.

Anfang August war es soweit. Mit einem Heimspiel in East Rutherford, New Jersey begann die Tournee zur neuen Platte. In vielen Städten waren die Konzerte innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Am 20. Oktober wird Springsteen mit seiner Band auch für sieben Konzerte nach Europa kommen. Das einzige Konzert in Deutschland wird in diesem Jahr in Berlin statt finden. Für das kommende Jahr ist aber eine Rückkehr nach Europa bereits geplant. Die Konzerte sind inzwischen Legion. Seine mehrstündigen Auftritte avancierten zu seinem Markenzeichen. Schon deshalb lehnte er es früher ab, im Vorprogramm zu spielen. Die Süddeutsche Zeitung hat einmal versucht, das Besondere eines Springsteen-Konzerts zu beschreiben: Wir bekommen die Springsteen-Legende vorgeführt. Die Kraft der Songs, die nicht wegzudiskutieren ist, packt einen, führt auf den Höhepunkt zu, die berühmten, ausufernden Zugaben. Ekstase Ekstase!“

In Berlin werden sich die Fans davon überzeugen können, dass die E-Street Band noch besser spielt als vor 15 Jahren (O-Ton Springsteen). Das Springsteen auch in Zukunft auf der Bühne stehen wird, erklärte er kürzlich in einem Interview. Dort sagte er, er hätte keine Absicht für einen Senatoren-Posten zu kandidieren. „Das ist ein richtiger Job und ein Musiker versucht richtige Arbeit zu vermeiden.“


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