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Ein Benefizkonzert von Pro Gohlis e.V. für den Wiederaufbau des Wohnhofs in Dresden-Gohlis

Zum letzten Mal schwappte die Flutkatastrophe vom vergangenen August anlässlich der unvermeidlichen Jahresrückblick-Sendungen aller Fernsehanstalten in das Bewusstsein der Deutschen. Das ist nun auch schon wieder einige Wochen her. Und so bemächtigt sich langsam das Vergessen der dramatischen Bilder und Schicksale. Dass dem nicht unbedingt so sein muss, dafür lieferte der Verein Pro Gohlis e.V. einen wohlklingenden Beweis. Das Benefizkonzert zugunsten des Wohnhofes in Dresden-Gohlis, einer Behinderteneinrichtung, brachte einen Erlös von 2000,- Euro. Dessen 36 Bewohner sind noch immer in Ausweichquartieren untergebracht, ein Umstand, der jede Form der Unterstützung um so willkommener macht.

Ein Benefizkonzert lebt von den Künstlern, die darin mitwirken. Je bekannter sie sind, desto größer ist die Gewähr, dass auch eine anständige Menge von zahlendem Publikum erscheint. Insofern hatten die Organisatoren des Abends ein gutes Händchen bewiesen, als sie Richie Beirach und seine Mitstreiter an Bass und Schlagzeug gewinnen konnten. Der New Yorker ist in der kurzen Zeit, seit er an der Hochschule für Musik eine Professur inne hat, zu einem belebenden Moment der Leipziger Jazz-Szene avanciert. Jazz ist eine Leidenschaft. Für diejenigen im Publikum, die noch nicht allzu lange mit dieser Geliebten (oder diesem Liebhaber) ihre Zeit verbringen, gab es einen Hinweis in eigener Sache. Auch wenn er schon im Gewandhaus und der Oper gespielt habe, gebe es nichts besseres als einen Jazz-Club, sagte Beirach. Und besonders ein Attribut sollte er aufweisen: Er sollte schmutzig sein! Nun hatte sich das Personal vom SPIZZ hinreichend Mühe gegeben, diesen Eindruck nicht aufkommen zu lassen, aber die Botschaft war klar.

Nach diesem kleinen Exkurs in die Geheimnisse des Jazz konnte es mit der Musik losgehen. An den Anfang setzten sie das Stück „Haunted Heart“, was als etwas wie eine Referenz an die vom Hochwasser Betroffenen verstanden werden konnte. Schon nach dem Auftakt war das Publikum auf Betriebstemperatur und geizt nicht mit Sympathiebekundungen. Bei den folgenden Stücken hatte Beirach dann mehr mit seinen widerborstigen Haaren zu kämpfen. Die Improvisation nach einer Komposition von Bach (the man who is buried right around the corner) war mehr als eine höfliche Referenz. Und zum ersten Mal klang die Musik auch ein wenig schmutzig, verraucht, um im nächsten Augenblick wieder auf tönernen Füßen zu stehen. Bei „I have no control of my heart“, einer Komposition von Jan Roth, zeigte sich die ganze Spannbreite der Möglichkeiten, die in dem Trio schlummert, bewiesen sie sich als Meister des Lavierens mit den Klangfiguren, begaben sich auf verschlungene Wege, um sich am Ende doch immer wieder an einem Punkt zu treffen.

Am Ende musste man sich nur um Schlagzeuger Jan Roth etwas Sorgen machen, wie zusammengekrümmt vor seinem Instrument saß. Da schmerzte der Rücken allein schon vom zusehen.

Benefizkonzert von Pro Gohlis e.V. für den Wiederaufbau des Wohnhofs in Dresden-Gohlis

Richie Beirach, Piano
Jan Roth, Schlagzeug
Rudolpho Paccabello, Bass

28. Januar, SPIZZ

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