Nichts als ZigarettenqualmBericht einer Marathonläuferin durch Buchmesselesungen

Nichts als ein Gedicht, nichts als Gespenster, nichts als der Schlaf der Gerechten, nichts als Buchmesse, nichts als Krieg, nichts als Enten, nichts als die Wahrheit, die Wahrheit, nichts als die Lesungen Idioten. Fünf Märchen von Jakob Arjouni um 14 Uhr und Nichts als Gespenster von Judith Hermann um 16.30 Uhr (beide nicht besucht, da tagsüber die Zeit knapp ist), nichts als die Lesung von Wolfgang Hilbig Der Schlaf der Gerechten um 19 Uhr (in die engere Auswahl gezogen, aber zugunsten der Lesung Die Enten, die Frauen und die Wahrheit von Katja Lange-Müller zurückgestellt), nichts als die Lesung von Katja Lange-Müller um 19.30 Uhr (nicht besucht, da dann doch nicht in der richtigen Stimmung für ein Entenliebesdrama auf der Hamburger Alster), nichts als mit dem Gedanken gespielt, ins Bett zu gehen und Jean Gionos Alterswerk weiterzulesen, endlich wieder Giono, nichts als der Schlaf der Gerechten im Anhang, nichts als müde, nichts als ein Telefonat mit der Freundin, nichts als ihre Überzeugungskraft und spontane Entscheidungsgewalt und das Spizz und ein Kakao mit Sahne und ihr Lachen (minutenlang), nichts als die Wahrheit und der Zigarettenqualm beim Betreten des Kellers um 21 Uhr zu der Lyrik-Lesung Nichts als ein Gedicht und die Fragen nach dem Presseausweis, dem Artikel, der Zeitung, nichts als der Stempel auf die Hand, als Leute auf den Barhockern, vor der Bühne, auf den Stühlen, auf den Seitentreppen, DuMont auf der Bühne, nichts als Deutsch und Französisch und Englisch und andere Sprachen, Übersetzungen und Originale und Zitate („Das Gedicht ist Schädelmagie“), nichts als der „1. Weltkrieg 1914“, Alarm, gebildete Rufe, Zustoßtechniken, Thrillerpfeifen, „beschriftete Nachthimmel“, „bei Notstrom verlesene Nachrichten“ und anderes, nichts als zehn Gedichtbände bei DuMont in den letzten fünf Jahren, zweisprachig, nichts als Minuten des Zuhörens und der Wunsch zu gehen wegen nichts als dem Rauch und den rauchigen Worten und Giono im Bett und einem zufällig in den Sinn gekommenen Satz, den der beste Freund vormittags sagte (er sei der Meinung, allerdings sei er nicht sicher, ob er es nicht nur irgendwo gelesen habe: ein Dichter muß über das Nichts Auskunft geben können).

Lesungen zur Buchmesse

Jacob Arjouni, Halle 2, Forum 2
Judith Hermann, Congress Center Leipzig
Wolfgang Hilbig, Stadtbibliothek
Katja Lange-Müller, Villa Rosental
Johannes Ulrich Beil, Marcel Beyer, Mirko Bonné, Gerhard Falkner, Lavinia Greenlaw, Michael Hofmann, Frieda Hughes, Thomas Kling, Jan Koneffke, Brigitte Oleschinski, Raphael Urweider, Michel Houellebecq, Spizz

20. März 2003

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