Harte Kost, zäh serviert

Christian Giger ist mit Violoncellosonaten von Beethoven, Brahms und Janacek im Gewandhaus

Es ist schön, wenn sich die Kammerkonzerte im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses zunehmender Beliebtheit erfreuen. Schade ist allerdings, dass sich der Besuch des heutigen Konzerts für viele Besucher nicht gelohnt haben dürfte. Mit späten Violoncellosonaten von Beethoven und Brahms stand nicht gerade leichte Kost auf dem Programm; dass auch diese vergeistigten Werke durch subtile Gestaltung überaus schmackhaft gemacht werden können, haben manche Violoncello-Größen eindrucksvoll dokumentiert. Dass sie sich andererseits aber auch zäh dahinschleppen können, ließ das heutige Konzert in schmerzhafter Weise erleben.

Christian Gigers Ansatz war alles andere als emotional. Selbst die wenigen Stellen, in denen beispielsweise Brahms einmal ins Schwelgen verfällt, wurden ungerührt von ihm überspielt. Dies wäre an sich kein Problem, wenn statt dessen ein analytisches Freilegen der musikalischen Strukturen erfolgt wäre. Aber weder wurde im Ganzen ein roter Faden erkennbar, noch wurden in einzelnen Passagen individuelle Ansätze hörbar. Da selbst auf rein technischem Gebiet nicht alles gelang (zu viele Nebengeräusche, Intonationsprobleme), bleibt eigentlich nicht viel Erfreuliches zu berichten. Immerhin funktionierte das Zusammenspiel mit Pianistin Yuka Kobayashi meistens recht gut.

Völlig misslungen kann man die Aufführung nicht nennen, zumal mit Christian Giger ein erfahrener Cellist auf dem Podium saß, der trotz der beschriebenen Probleme ein gewisses Niveau garantierte. Aber bei den heute vorgetragenen Werken von Beethoven und Brahms reicht solides Mittelmaß einfach nicht aus…

Ludwig van Beethoven: Violoncellosonaten op. 102/1 und 101/2
Leos Janacek: „Märchen“ und „Presto“ für Violoncello und Klavier
Johannes Brahms: Violoncellosonate op. 99

Christian Giger, Violoncello
Yuka Kobayashi, Klavier

4.5.2003, Gewandhaus, Mendelssohn-Saal

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