MDR Sinfonieorchester und Solistin Lioba Braun geben Werke von Richard Strauss und Wagner beim 5. MDR-Matineekonzert
Etwas irreführend ist es schon, das auffällige „Tristan und Isolde“-Plakat, welches seit mehreren Tagen auf das 5. MDR-Matineekonzert aufmerksam macht. Doch auch wenn auf dem Programm in Wirklichkeit nur nur das „Tristan“-Vorspiel und „Isoldes Liebestod“ stehen, erscheint die Werbung bei näherem Hinsehen als durchaus berechtigt – beziehen sich doch alle anderen Werke des heutigen Konzerts mehr oder weniger auf Wagners bahnbrechende Oper. Am deutlichsten wird dies sicherlich bei den „Wesendonck-Liedern“, welche Wagner als Vorstudie zum „Tristan“ gedient haben. Doch auch in Richard Strauss‘ Kompositionen wirkt Wagner als großes Vorbild deutlich nach. So ermöglicht das intelligent zusammengestellte Konzertprogramm ein direktes hörendes Nachvollziehen kompositorischer Zusammenhänge, die für gewöhnlich allenfalls auf dem Papier beschrieben werden.
Das MDR Sinfonieorchester spielt im ersten Konzertteil hervorragend und setzt Jun Märkls elegantes und dynamisches Dirigat mit Engagement und Konzentration in eine packende Musik um. Das Vorspiel zur Oper „Guntram“ fungiert gewissermaßen als Ouvertüre des Konzerts und wirkt in diesem Sinne eher wie ein Vorgeschmack auf die im Anschluss folgende große Tondichtung „Tod und Verklärung“. Die musikalische Umsetzung des verzweifelten Ringens eines Künstlers um unerreichbare Ideale gelingt schlichtweg ausgezeichnet. Hin und wieder gerät zwar das dynamische Gleichgewicht des Orchesters etwas ins Wanken, doch alles in allem ist dies eine bewegende, klar strukturierte und zugleich emotional packende Aufführung.
Im zweiten Teil wird dieses Niveau leider nicht gehalten. Weder in den „Wesendonck-Liedern“ noch in den „Tristan“-Auszügen erreicht das Orchester die nötige Transparenz, dynamische Differenziertheit und rhythmische Präzision. Vor allem die regelmäßig klappernden Schlussakkorde (bei denen das Orchester Jun Märkls präzise Angaben offenbar ignoriert) zerstören viel an Wirkung. Besonders schwer wiegt aber, dass Lioba Brauns warmer und klarer Mezzosopran akustisch fast völlig vom Orchester verdeckt wird. Das liegt teilweise auch mit an ihr, da sie tatsächlich zu leise singt, doch müssten hier die anderen Musiker reagieren. Jun Märkl unternimmt entsprechende Versuche; das Orchester zieht aber kaum mit. Dies ist um so trauriger, als Lioba Braun bei den „Wesendonck-Liedern“ immer wieder erkennen lässt, welch eine bemerkenswerte Wagner-Sängerin sie ist. Leider kann sie ihr Potenzial heute nur bedingt entfalten.
5. MDR-Matineekonzert
Solistin: Lioba Braun, Mezzosopran
MDR Sinfonieorchester
Jun Märkl
Werke von Richard Strauss und Richard Wagner
26.02.2006, 11 Uhr, Gewandhaus, Großer Saal
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