Zum Niederknien

Die Hamburger Electronic-Band Knarf Rellöm Trinity löst mit Evergreen „Space is the Place“ Begeisterung aus

´Die Erde ist ’ne Tanke und Tokio Hotel oder Juli als Treibstoff versauen das interstellare Getriebe; die Alternative – „nicht mehr ganz frisch, aber…“ – heißt Knarf Rellöm. Biodiesel auf Cocktail-Basis. Und dann ganz langsam hochschalten. Im höchsten Gang (welcher mag das bei interstellaren Vehikeln sein) bleiben und scheinbar endlos durchs All jagen. Und bei Hochgeschwindigkeit im Andromedanebel verschwinden. Space is the place, outer space noch viel mehr. Geerdet wurde dieses Geschoss zwischenzeitlich im Ilses Erika. Dort wurden einige Barrel feinsten Kraftstoffs „Knarf Rellöm“ raffiniert.

Man hätte misstrauisch werden können: nicht enden wollende Gespräche über Lehrer und Gymnasiums-Leistungskurskombinationen, Kaffee oder Bionade trinkende Mittvierziger, ein gefühlter Frauenanteil von 2%, ein misantropischer Almanach-Bote – ist das das Knarf Rellöm-Publikum? Eine überdimensionierte Sonnenbrille in Stern-Form, Kaffeewärmer als Kopfbedeckung und mehr pinkes Make-Up als Augen – ist das die Band? Und dann dieses Gerede von der Außerplanetarischen Opposition und deren Raumschiffen, die Musik tanken – ist das das Programm?

Wenn bei einem Konzert die erste Reihe geschlossen auf die Knie geht und auf Kommando headbangt (sollte man dieses Verb beugen?), muss vorher enorme Überzeugungsarbeit geleistet werden. Knarf Rellöm Trinity haben es geschafft. Wer den Evergreen „Space is the Place“ – bereits im Prodigy-Cover ein Gassenhauer und Knochenbrecher – noch krachiger und knackiger macht, ohne dabei albern zu wirken, sollte ein goldenes Bienchen ins Hausaufgabenheft gestempelt bekommen – wo ist Knarf Rellöms Hausaufgabenheft? Und wer so viel Begeisterung auszulösen in der Lage ist, obwohl er lahme linke Sprücheklopferei ebensowenig nötig hat, wie er Hurra-Patriotismus-WM-Wirsindwiederwer-Stimmung zum Kotzen findet, verdient auch das Verdienstkreuz der Außerplanetarischen Opposition. Dagegen sein ist sexy, Knarf Rellöm Trinity sind der Beweis und, hör mal, sie spielen unser Lied: „Nein, nein, nein, nein, nein,…“

Knarf Rellöm Trinity

26. Januar 2007, Ilses Erika

www.knarfrelloem.de.vu



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