Dorfdisko vom Feinsten

„Who put the L in Leipzig”: Verschiedene Bands in der naTo

Wenn man unterwegs Bekannte von daheim trifft, stellt man oft verwundert fest, dass die Welt ein Dorf ist. Wie du kommst auch aus Leipzig? Wie kann es sein, dass ich dich noch nie gesehen habe? So ging es auch Christian Barden, Gitarrist von WOODRUFF AND THE SNIBBLE OF AZIMUTH: „Da beschloss ich ein Projekt zu organisieren um vorzustellen, wer hier eigentlich alles in seinem Keller bzw. vor 10 Leuten gute Musik macht.“ Gesagt getan. Einige Leipziger Bands rotten sich zusammen und „vernetzen so ihre Fanpools“, erklärt Christian das Ziel der Kommune. Sieben Bands um genau zu sein sind nun mit je 2 Stücken auf einem gemeinsamen Sampler vereinigt. Who put the L in Leipzig wird in 2 Monaten erscheinen und sicher wieder von einer Feier gekrönt sein. Bis dahin kann man ja die Promo CD hören, die am Abend frei herumgereicht wurde. Ja, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind toll, das wussten schon die alten Franzosen.

So machten die Jungs von WOODRUFF gestern für die anderen die Kartenabreißer und Pressetermine und waren – nach ihrem Schokoladenkonsum zu beurteilen- nicht minder aufgeregt, als die Kollegen die auf der Bühne standen. Denn Peter Piek and the Colors feierten Album Release. Say hello to Peter Piek heißt das gute Stück und es ist eine Schande, dass nur eine halbe naTo voll Leute stellvertretend für die Weltbevölkerung die Verwandlung vom Jüngelchen zum Bühnenhund Peter Piek miterlebte. Der 25-jährige HGB-Student nimmt seine Kunst ernst: „Der Song heißt: You know how I feel. Habt ihr das verstanden? Na, ich sag’s noch mal: You know how I feel! “ Notiert. Okay man hätte drauf kommen können, immerhin kommt die Zeile an die zehn Mal im Song vor, aber lustig war es trotzdem. Neben mir ein tiefes Bauchlachen, der ansonsten verärgerten Nichtraucher, die ungläubig die Leute bestaunten, die direkt unter dem Bitte-nicht-Rauchen-Schild pafften. Was macht er nun für Musik? Es gibt Rockkracher mit Schlagzeugsolo, Keyboard- oder Gitarrenpop und es tut mir leid aber ich muss es in Manier des Deutschland Radio sagen: auch Singer-Songwriter-Stücke. Geh hin im März sind die vorerst letzten Chancen ihn in Leipzig zu sehen, bevor Pieks Peter die Welt erobert.

Doch zurück ins Dorf der naTo. Eine kleine Anekdote aus der Umbaupause sei erwähnt. Unglaublich – aber wahr! Der Typ der sich neben mir an die Bar vordrängelt kommt mir gleich bekannt vor. Nur woher? Schwarzes Sakko, schwarzes Hemd, schwarzes Stachelhaar. War ich gestern nicht auf seiner Vernissage im Diakonissenhaus? Bunte Graffitikunst für Weißkittel. Der Verdacht beschleicht mich, dass hier ein Berliner Künstler die Musiklandschaft unserer kleinen Stadt begutachtet. Eike Mitte heißt er und schaut wohlwollend sein Bier an. Ich verzeih ihm die kleine Rempelei, denn drinnen geht es mit Brockdorff Klang Labor weiter und Import-Export Berlin Leipzig klingt nicht schlecht.

Brockdorff Klang Labors Devise lautet: „Wir wollen ja nicht das ihr euch zu gut fühlt, ihr sollt immer nur das Gefühl haben, es könnte noch ein guter Abend werden.“ Das haben sie gut umgesetzt. Intellektueller Elektropop mit Ausfällen. Mal spinnt die Technik, mal gibt es Uneinigkeit wer wie viel sprechen sollte. Weniger ist mehr, da schließe ich mich an. In diesen Sinne ein Zitat des Klang-Laboranten in Matrosenshirt: „Kreuzt Heim in Frieden!“ Aber vergesst nicht, wiederzukommen und Freunde mit zubringen, Brüder und Schwestern.

Who put the L in Leipzig

16. Februar 2007, naTo

Musik unter:
www.records.twelve.de &
www.peterpiek.com

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