EMMA-Bashing: Sex zum Frauentag

EMMA

Die haben nicht nur vergessen, dass Frauen keine homogene Masse sind, sondern auch, dass Diskurse sich weiterentwickeln und noch dazu, in diese Diskurse einzusteigen. Wenn eine Uni ihre Frauenstudien in Gender-Studies umbenennt, dann kriegt die ganze Redaktion den Kopp nicht zu vor lauter Bestürzung und Empörung. Seitenweise wird die LeserIn nicht nur mit (hetero-)sexistischen Sprüchen, sondern auch mit Allgemeinplätzen konfrontiert, von der unreflektierten Kleingeistigkeit, die in viel zu vielen Zeilen steckt, ganz zu schweigen. Die EMMA und vorneweg Alice Schwarzer haben den Gong nicht gehört mit ihrem schwarz-weiß-Mann-oben-Frau-unten-Geschwurbel, vulgo auch biologistischer Differenzmist genannt. Ist eine Frau das Heimchen am Herd, dann ist sie das Opfer von Männern, mindestens ihrem eigenen. Ist eine Frau nicht das Heimchen am Herd, dann zeigt sie es der Männerwelt.

Und überhaupt, die Männer: Die sind meistens in irgendeiner Weise defizitär. Hugo Egon Balder wird schließlich nie so lesbisch sein wie Hella von Sinnen. Zwischendurch kann erleichtert aufgeatmet werden, wenn zu lesen ist, dass es ja auch „nette“ Männer gibt.

Neuerdings darf frau sich unter dem „Das-Private-ist-politisch“-Mäntelchen erzählen lassen, dass der Intimbereich nicht rasiert werden soll, weil frau sonst mit einer Kindermöse [sic!] rumläuft. Diejenige, die es dennoch tut, hat es aus dem Islam, aus den USA und/oder aus dem Porno und signalisiert damit ihre (was sonst) Unterwürfigkeit. Geht’s noch?!

Der Frauentag

Vielleicht sollte man für irgendwas auf die Straße gehen. Aber wofür eigentlich? Dass mehr Frauen in Führungspositionen gelangen und mehr Männer in Elternzeit gehen? Dass mehr Frauen Physik eben nicht auf Lehramt studieren? Dass mehr Frauen lesbisch sind? Dass mehr Frauen merken, dass es ein Problem gibt, obwohl die Welt auch auf den dritten Blick nicht so aussieht? Dass Frauen dasselbe Gehalt kriegen? Und so weiter und sofort? Dann stehen wir auf der Straße, latschen zu Le Tigre aus dem Lauti um den Block und merken: Struktureller Sexismus lässt sich nicht auf der Straße abschaffen.

Also am Frauentag einfach saufen gehen? Nichts gegen Anlässe zum Saufen, aber soll der Grund tatsächlich Frau-Sein sein? Wenn ich darauf trinken muss – sofern ich überhaupt eine Frau bin -, dann wüsste ich gerne, woraus ich diesen Stolz generieren soll. Etwa aus den Eierstöcken?

Lieber erhebe ich mein Glas aus Freude darüber, dass ich Bier trinken, rauchen, meine Muschi rasieren, an Bäume pinkeln und den Mund aufmachen darf, ohne dass mir drakonische Strafen oder soziales Abseits drohen. Diese Freiheiten wurden neben anderen in Zeiten erkämpft, in denen man am 8. März berechtigterweise eine Demo machte. In diesem Sinne ist jeder Tag ein Frauentag, oder? Na dann Prost, Mädels!

Mehr zur Debatte:

08.03.2008
Grüße, Glückwünsche und Küsse zum Freuentag – nee – Frauentag! (Alessa Paluch)

08.03.2008
Post zum Fest oder „Wer liest eigentlich die EMMA?“ (Juliette Kaiser)

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