Die Oper Leipzig auf der Suche nach dem Publikum des 21. Jahrhunderts
Es ist schon eine erstaunliche Erfahrung zu erleben, wie anders ja eigentlich völlig verschieden sich ein Projekt von Studenten der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ im großen Opernhaus am Augustusplatz anfühlt, gerade wenn man die farbenfrohen Produktionen der letzten Jahre wie Der Mikado, MozartNullSechs, Akte Romeo oder Ab in den Wald verfolgt hat. Frisch und unbekümmert nähert man sich in den hauseigenen Produktionen seit Jahren dem klassischen Repertoire. Jedes Mal sprühen die Funken und die kleinste Distanz zwischen Bühne und Zuschauern verschwindet meist nach den ersten Takten Musik.
Das Projekt der Oper Leipzig durch die Zusammenarbeit mit der Musikhochschule vor allem in Person von Jasmin Solfaghari, Professorin für dramatischen Unterricht, den Horizont zu weiten, um neues und ganz junges Publikum anzusprechen ist ja durchaus löblich und wohl auch richtig platziert am Sonntag um elf. Die Inszenierung und Umsetzung verlegt sich leider ganz und gar auf ein klassisches Instrumentarium, was erst einmal wieder Distanz schafft.
Da ist zum einen die von Ben Baur konzipierte Bühne, ein Guckkasten mit historisierender Einrichtung und Wandbemalung, ebenso sind die Kostüme im historischen Stil gehalten. Gesungen wird italienisch mit deutschen Obertiteln. Erst mit der Zeit bekommt man mit, dass das ständige Geflüster im Zuschauerraum dadurch entsteht, dass die Eltern ihren Kindern die Obertitel vorlesen, viele Kinder sind eben noch sehr jung. Entweder ist die Zeit zum Lesen da zu kurz oder man kann es einfach noch nicht! Nicht die Unruhe ist das was daran aufstößt, sondern die Botschaft an die Kinder: Oper ist was für Kinder, die schnell die Texte einer italienisch gesungenen Oper lesen können.
Jasmin Solfaghari hat die Oper leicht gekürzt, mit Zwischentexten und kleinen Spielhandlungen versehen, ohne dabei die Geschichte zu verändern. Außerdem hat sie eine Rahmenhandlung erfunden und die ist sehr schön, sehr poetisch. Der Mond Luna beneidet die Menschheit um ihre Opernkultur und gönnt sich ab und an einen Ausflug auf die Erde, um als Zaungast einer Opernaufführung beizuwohnen. Durch die vielen Opernbesuche ist Luna geradezu zu einem Opernkenner geworden und so in der Lage heute Mozarts Figaro in witzigen Kommentaren in den Umbauphasen dem Publikum zu erläutern. Leider geht durch die allzu steife Inszenierung die Poetik dieser wundervollen kleinen Geschichte verloren.Figaros toller Tag ist in jedem Fall schon mal ein großer Multiplikator in Sachen Musiktheater. Ob die Kinder wiederkommen muss man abwarten!
Figaros toller Tag
Mozart für Operneinsteiger
Musikalischer Leitung: Ulrich Windfuhr
Inszenierung und Text: Jasmin Solfaghari
Bühne: Ben Baur
Kostüme: Vivien Waneck
Choreographie: Barbara Geißler
Gesang & Orchester: Studenten der Musikhochschule Leipzig
22. März 2009, Oper Leipzig
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