Toleranz hat Grenzen

Thor Steinar im Zentralstadion: Ist das Verbot von Nazi-Marken bei RB Leipzig noch nicht angekommen? Ein Kommentar

Tolerante Fan-Kultur? Groteskes Bild, aufgenommen am 12. Mai im Zentralstadion (Foto: Moritz Arand)

Die Bestürzung war groß, als am Samstagnachmittag das Spiel zwischen Rasenballsport Leipzig und der zweiten Mannschaft des Vfl Wolfsburg abgepfiffen wurde (Endstand 2:2). Nach einer dramatischen Partie stand fest, dass RB Leipzig nächste Saison wieder in der Regionalliga antreten muss. Die ereignisarme erste Halbzeit ließ es zu, den Blick durch die Leipziger Fan-Kurve schweifen zu lassen. Was sich dort dem kundigen Auge präsentierte, stieß an die Grenzen des guten Geschmacks. Mitten unter den Rasenballisten, die sich immer wieder mit Nachdruck gegen Gewalt, Rassismus und Homophobie aussprechen, steht ein junger Mann, der eine graue Jacke der Marke Thor Steinar trägt. Das groteske Bild, das sich auf dem Hintergrund der üblichen Fan-Kultur des von Red Bull gesponsorten Vereins ergibt, lässt viele Fragen offen.

Ist das Verbot des Tragens der Nazi-Marke im Stadion, wie es in vielen Stadien der Republik schon durchgesetzt wurde, in Leipzig noch nicht angekommen, obwohl in der Stadionordnung das Mitführen von „rassistischen, fremdenfeindlichen, antisemitischen, extremistischen, gewaltverherrlichenden, diskriminierenden Propagandamaterial“ verboten ist? Entsprechendes gilt laut Stadionordnung „für Kleidung, die Schriftzüge oder Symbole mit eindeutiger rassistischer, fremdenfeindlicher, antisemitischer, extremistischer, gewaltverherrlichender oder diskriminierender sowie jegliche Form von politischer Tendenz aufweisen“. Dass der Begriff der Eindeutigkeit hier wieder bis zur Bruchgrenze gebeugt werden kann, darf kein Argument sein.

Hat das wachhabende Personal der Security den Fetzen einfach übersehen oder fehlt den Männern und Frauen mit der orangefarbenen Weste einfach der Blick dafür? Und wie kann es sein, dass die in der Kurve anwesenden Vertreter der Fan-Clubs, wie auch alle anderen Unterstützer des Projekts RB, den Schandfleck nicht wahrgenommen haben? Wäre es erlaubt, solche Personen mittels der Security aus der Kurve entfernen zu lassen?

Hier scheint es seitens des Vereins und der Fan-Clubs einiges an Erklärungsbedarf zu geben. Und da man ja nun nicht mit den Problemen der dritten Liga konfrontiert ist, sollte man sich über den beschriebenen Sachverhalt Gedanken machen. Sicher ist das bisher hoffentlich nur ein Einzelfall, aber es ist ein Anfang, dem man entschlossen entgegenzutreten hat, will man sich nicht mit Problemen herumschlagen, die in Probstheida so gern kleingeredet werden. Ein Verbot der Marke Thor Steinar im Zentralstadion (jetzt Red Bull Arena) und eine Storch-Heinar-Kampagne in der Fan-Kurve wären ein guter Anfang.

Storch-Heinar-Kanal auf YouTube

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