Bei Fußballgroßereignissen ändern sich des Bürgers Gewohnheiten sowie der Anblick öffentlicher Plätze
Fotos: Franziska Reif
Seit der WM 2006, als die Welt zu Gast bei Freunden war und sich etablierte, was mit Prädikaten wie „unverkrampfter Patriotismus“ versehen wurde, ist es Usus, sich und sein Auto mit Deutschland-Devotionalien zu behängen und öffentlich beziehungsweise in der Menge Fußball zu schauen. Wer unter Ochlophobie, der Angst vor Menschenmassen, leidet, sollte, wenn die deutsche Mannschaft spielt, gewisse Ecken des Clara-Parks meiden: Am Pavillon sieht man die Wiese vor lauter Leuten nicht mehr und die Leinwand, wegen der man sich hier trifft, auch nicht.
Dass sich ein Spiel auch ohne den Hauch von Schwarz-rot-gold auf Wange oder Kleidung verfolgen lässt, beweist der Biergarten an der Feinkost. Die restlichen Kneipen am Südplatz geben ein anderes Bild ab. Trikots, Hawaiiketten, Schweißbänder, Perücken, Fahnen, Hüte, Vuvuzelas: Zum Kuscheln in der vom Fußball oder was auch immer begeisterten Menge wird alles angeschleppt, was die EM-Farben-Industrie auf den Markt schmeißt. Auch wenn man es angesichts dessen kaum glaubt – nicht jeder steht auf Deutschland. Wo lässt sich ein Zitat der Punk-Band Slime als Anti-Message besser platzieren als auf einem weißen Bauzaun am Wilhelm-Leuschner-Platz, an dem derzeit den lieben langen Tag der Verkehr nur äußerst zäh vorbeifließt?
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