Zwei wie Pech und Schwefel

Arno Camenischs „Fred und Franz“ beweist eindrucksvoll, was alles auf wenigen Seiten in der deutschsprachigen Literatur so möglich ist

Wie ist es eigentlich um die Schweizer Gegenwartsliteratur bestellt? Eine Frage, die man sich ruhig einmal stellen darf, wird es doch – mit Verlaub – durchaus ab und an ein wenig schwierig, bekanntere Schweizer Autoren zu nennen. Immerhin schaffte es Peter Stamm in diesem Jahr auf die Shortlist des International Man Booker Prize. Hätte er ihn gewonnen, stünde er nun in einer Reihe mit Philip Roth und Alice Munro. Verdient gehabt hätte er es. Doch Lydia Davis erhielt den hochdotierten Preis.

Nun bietet die Schweiz aber noch weit mehr an Literatur als die grandiosen Romane und Erzählungen des Peter Stamm. Was vielleicht nur wenige wissen: Es gibt sogar eine Schreibschule in Biel, die man sich wie das Leipziger Literaturinstitut vorstellen kann. Einer der Bieler Absolventen ist Arno Camenisch und sein neuestes Buch Fred und Franz ist ein großes Lesevergnügen. Die beiden namensgebenden Protagonisten sind dabei jedwedem literarischen Formalismus enthoben (Ist dieses Buch nicht doch fast schon ein Roman?) und können auch keiner erzählten Zeit irgendwie historisch zugeordnet werden. Ein gelegentlicher Blick der beiden Taugenichtse auf ihr Handy lässt auf die Gegenwart schließen.

Fred und Franz durchleben auf knapp 80 Seiten 24 verschiedene Szenarien, in denen sie essen, trinken und über die Frauen und das Leben räsonieren. Die Stimmungsklaviatur wird dabei von heiter bis melancholisch bedient, um es mit den Worten Gerhard Polts zu sagen, es ist „fast wia im richtigen Leben“. Seien wir doch mal so verallgemeinernd wie ehrlich: Fast jede Männerfreundschaft besteht daraus, sich bei einem mehr oder weniger guten Tropfen über Frauen und das Leben zu unterhalten. Camenisch ist mit seinem simplen (aber vom Sound her schwierig herzustellenden) Erzählprinzip ein kurzweiliges Stück Literatur gelungen, in dem man auch ganz wild und beliebig drin herumlesen kann. Denn man wird in diesem Kleinod immer einen klugen Gedanken finden.

Arno Camenisch: Fred und Franz

Verlag Urs Engeler

Solothurn 2013

80 Seiten – 17 Euro


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