Viel Zweifel, wenig Witz

Mit „Captain America 2: The Return of the First Avenger“ fügt Marvel seinem Universum einen soliden Superheldenfilm hinzu, der allerdings etwas hinter dem Witz von „Iron Man“ und der Bildgewalt von „Thor“ zurückbleibt

Im zweiten Teil der „Captain-America“-Trilogie von Anthony und Joe Russo kämpft Captain America (Chris Evans, links) gegen den geheimnisvollen Winter Soldier (Sebastian Stan), Fotos: Marvel

Das Marvel-Universum ― eine seit der Kindheit von vielen inniglich geliebte Welt. Da kommen nostalgische Erinnerungen hoch: zum Beispiel an Samstage, an denen man in aller Herrgottsfrühe zum Fernseher schlich und Trickfilme wie Spiderman oder Spiderman & Friends verschlang. Mittlerweile ist Marvel wieder in aller Munde und erfolgreich wie nie. Die Marvel-Studios produzieren seit einigen Jahren einen Hit nach dem anderen. Dies gilt besonders für die Filme rund um die Avengers (die sogenannten Filme des Marvel Cinematic Universe, eine Gruppe von unterschiedlichen Superhelden, die unfreiwillig zusammen kämpfen müssen und trotzdem alle naselang die Welt retten. Der Siegeszug begann 2008 mit Iron Man, der mit einem gut gelaunten Robert Downey, Jr. so richtig Spaß machte. Auch Hulk und Thor bekamen ihre eigenen Filme. Und bevor 2012 alle Helden zusammen die Leinwand teilen durften, gab es auch noch Captain America: The First Avenger.

Captain America ist sicherlich der umstrittenste Held von allen. Für Propagandazwecke 1941 kreiert, verlor er nach dem Krieg schnell an Bedeutsamkeit im Heldenolymp. Seine Kräfte sind nicht so spektakulär wie die eines Thor oder Hulk. In seinem Stars-and-Stripes-Kostüm wirkt er anachronistisch, sein Wirkungsfeld ist der Zweite Weltkrieg und der Kampf gegen Nazis. Wie also bringt man diesen Helden in die Gegenwart? Marvel hat das Problem gelöst, indem Steve Rogers aka Captain America zum Schluss des Films einfach eingefroren wurde. Kurz nach dem Erwachen wird er von S.H.I.E.L.D., dem Supergeheimdienst, rekrutiert und stolpert in The Avengers noch etwas planlos durchs Bild.

Nun hat Marvel den zweiten Teil zu Captain America: The Return of the First Avenger (im Original heißt der Film Captain America: The Winter Soldier ― wieder ein Beispiel für seltsame deutsche Verleihtitel) fertig gestellt. Steve Rogers (wieder vom muskelbepackten Chris Evans verkörpert) ist nach den Ereignissen in New York (siehe The Avengers) nun ganz gut in der Gegenwart gelandet, auch wenn immer noch etwas Wehmut in seinem Blick liegt. Zusammen mit Black Widow (wie immer sehr sexy: Scarlett Johansson) rettet er im Auftrag von S.H.I.E.L.D. die Welt. Nur ein Date und ein paar Freunde fehlen noch zum Lebensglück. Doch dann zerbröckelt seine Welt plötzlich und die Frage, wem man denn nun trauen kann, wird zum Dreh- und Angelpunkt des Films. Ist S.H.I.E.L.D. tatsächlich die friedensbringende und rechtschaffene Organisation, für die sie sich ausgibt? Und welche Pläne verfolgt eigentlich Nick Fury (Samuel L. Jackson), der Kopf der Organisation? Beim Nachgehen dieser Fragen gibt es ein paar hübsche Überraschungen, die hier aber nicht gespoilert werden sollen.

Auch Scarlett Johansson darf als Black Widow mal wieder die Welt retten

Es sei nur so viel verraten: Die Vergangenheit lässt Steve Rogers aka Captain America nicht los. Und so darf Evans immer mal wieder bedeutungsschwanger in den Himmel schauen, wehmütig sein und zweifeln. Der innere Konflikt, der damit angedeutet werden soll, entfaltet aber keine tiefere Wirkung. Wir sind hier schließlich nicht bei Christopher Nolans Batman-Trilogie.

Was den Film auszeichnet, ist die handfeste Action. Im Großteil dominieren fast klassische Faustkämpfe und althergebrachte Verfolgungsjagden. Das passt natürlich auch zum Helden des Films, der eben „nur” weiter springen kann, härter zuschlägt und einen unverwüstlichen Schild vor sich herträgt. Zum Finale wird trotzdem dick aufgetragen und die Materialschlacht erreicht gewohnheitsgemäß ihren Höhepunkt. All das macht Spaß. Auch die Leinwand-Chemie zwischen Johansson und Evans funktioniert gut, so dass der Zuschauer sich beide beim Candle-Light-Dinner wünscht.

Doch das Problem bei allem ist die starre Ernsthaftigkeit des Films. Fast krampfhaft wurden hier und da ein paar augenzwinkernde Sprüche eingebaut, doch die zünden nie. Besonders Evans ertrinkt beinahe in seiner Schwere. Und auch Jackson ist lange nicht so cool wie in den Vorgängerfilmen. Nur Johansson bringt etwas Schwung. Schade, da wäre sicherlich mehr drin gewesen. Dass das geht, haben die Thor- und Iron-Man-Filme bewiesen. Die Thor-Filme warteten zudem noch mit großartigen Bildern, Effekten und einer phänomenalen Schauspielleistung von Tom Hiddleston (er spielte den bösen Bruder Loki) auf. Dies alles kann The Return of the First Avenger nicht bieten. Er ist solide gemacht, das steht außer Frage. Aber ein Feuerwerk fackelt er nicht ab.

Am Ende bleibt festzuhalten, dass die Fans des Marvel Cinematic Universe trotzdem nicht umhin kommen werden den Film zu sehen. Dazu sind die Entwicklungen rund um S.H.I.E.L.D. einfach zu einschneidend. Erwarten wird sie ein solider Superheldenfilm, der Captain America weiter in der Gegenwart manifestiert. Er lässt sich aus dem Marvel-Universum nicht mehr wegdenken. Ein dritter Teil mit ihm wurde schon längst angekündigt. Für die Zukunft wünscht man ihm da aber auf jeden Fall mehr Verve.

Und P.S.: Wie immer empfiehlt es sich, bis zum Ende der Credits durchzuhalten.

Captain America 2: The Return of the First Avenger

USA 2014, 128 Minuten

Regie: Anthony und Joe Russo; Darsteller: Chris Evans, Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson, Robert Redford, Sebastian Stan, Anthony Mackie

Kinostart: 27. März 2014


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