Der Osten – die letzte deutsche Kolonie

Büchersonntag, Folge 20: Was manche Westdeutsche über „den Osten“ nicht hören wollen, zur Erhaltung der Demokratie aber unerlässlich ist. Eine bewusst unkritische Rezension.

Oschmanns Buch „Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“, das 2022 die „Spiegel“-Bestsellerliste stürmte, steht unter der Leseanweisung zweier philosophischer Motti, eines von G.W.F. Hegel und eines von F. Nietzsche: „Eine Wahrheit kann durch Aufschreiben nicht verlieren“ und „Alle verschwiegenen Wahrheiten werden giftig“. Offenbar ist damit vom Autor auch zweierlei intendiert: 1. Die Wahrheit über Ostdeutschland, die bis dato kursiert und in den Geschichtsbüchern und den jüngeren Generationen auskristallisiert, ist nicht die ganze Wahrheit; und Oschmann ist einer der Chronisten, die das Fehlende aufschreiben und damit die Wahrheit vervollständigen und ihr zur Sichtbarkeit verhelfen. 2. Die Wahrheit, die der Autor auszusprechen wagt, ist eine, die bewusst oder unbewusst unterdrückt wurde und sich nun durch den Zeitzeugen Oschmann endlich Bahn bricht.

Das Buch stellt eine Fortsetzung und Erweiterung eines Artikels dar, den Oschmann am 4. Februar 2022 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit einem ähnlichen Titel veröffentlichte. Der Professor für Neuere deutsche Literatur wehrt sich gleich zu Anfang deutlich dagegen, einer ostdeutschen Identität das Wort zu reden. Im Gegenteil, es gehe ihm um Desidentifizierung. Deswegen befasst er sich auch nicht damit, was seit dem Beitritt der DDR zur BRD politisch alles falsch gelaufen ist, sondern mit den heutigen Konsequenzen der damals getroffenen Entscheidungen und Weichenstellungen. Er sucht also vom heutigen kritischen Zustand der Politik ausgehend, allem voran ihrem Demokratie-Verlust, nach den Ursachen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verwerfungen.

Oschmann, der auch schon mal als Stalinist, Jammer-Ossi oder beleidigter Professor diffamiert wird, verfolgt mit seiner Schrift ein konsequent aufklärerisches Anliegen und steht dafür auch mit seiner ganzen Person ein, ja nutzt sogar seine exponierte Position als einer der wenigen ostdeutschen Professoren, um der vollständigen historischen Wahrheit endlich Gehör zu verschaffen. Allerdings spricht Oschmann hier als Laie, dessen Expertise vor allem darin besteht, ein teilnehmender Beobachter zu sein. Hierin ist er allerdings herausragend, denn er verbindet – wie ein Ethnologe – Autobiographisches mit Wissenschaftlichem, Erlebtes mit Studien. So kann für ihn am besten – ganz nach Hegels Dialektik – das Allgemeine im Besonderen aufscheinen. Die deutsch-deutsche Situation wird daher von Oschmann als spezieller Fall von Globalisierungseffekten gelesen. Denn wie dort zeigt sich im Reichtums-, Macht- und Kommunikationsgefälle zwischen Ost- und Westeuropa der demokratische Konflikt dieser Zeit.

Bekanntes in ein neues Licht rücken

Der Autor nutzt sein 224 Seiten umfängliches Buch, das auch als Hörbuch vorliegt, für einen Gegenentwurf zu den vielen Ungerechtigkeiten, die dem Osten spätestens seit der Wende widerfahren sind. Dabei sagt Oschmann im Grunde nichts Neues, nichts, was man nicht wissen könnte, wenn man sich für Ostdeutschland interessiert. Aber darin liegt vielleicht schon die erste Crux des ungehörten und sich unverstandenen Ostens, so der Autor, denn das Interesse war und ist ein oberflächliches. Deshalb stellt Oschmann für den Westen neue Zusammenhänge her, erklärt, warum sich die Mentalitäten von Ost und West unterscheiden, und bindet die Debatte der Vorurteile gegenüber dem Osten an die allgemeinere Debatte um die gegenwärtige Demokratiekrise in Deutschland und ganz Europa.

Seine neue Perspektive besteht also in der Zustandsbeschreibung des gegenwärtigen Lebens in Deutschlands und nur am Rande auch im Rekurs auf die Vergangenheit und die Ursachen der Verwerfungen zwischen Ost und West. Für den Autor – und für fast jeden anderen Ostdeutschen – ist es nämlich nach 30 Jahren Wiedervereinigung eine Zumutung, dass im Osten im Schnitt immer noch 22 Prozent weniger verdient wird als im Westen; dass die Armutsgefährdungsquote im Osten über 22 Prozent liegt; dass immer noch ein enormes Lohn-, Renten-, Erbe-, Besitz-, aber auch Herrschafts- und Diskursgefälle herrscht und Spitzenpositionen von Westdeutschen besetzt sind. Das bittere Resümee: Den Menschen im Osten gehört nichts vom Osten – eigentlich ein Skandal.

Dirk Oschmann gehört mit seiner Antwort auf die Zumutungen des Westen zu einem Teil einer sich in den letzten Jahren zunehmend hörbarer werdenden Generation von selbstbewusster werdenden Ostdeutschen, die sich kritisch mit der Geschichtsschreibung des Westens und ihren Bewertungen auseinandersetzen und so Korrekturen der Bewusstseinsbildung vornehmen. Auch Oschmann will die vielen subtilen und offenen, unreflektierten, rechthaberischen und hegemonialen Kränkungen nicht mehr schafsgleich über sich ergehen lassen. Deshalb dreht er die Perspektive um und fragt eben gerade nicht nach dem Problemfeld Osten, sondern umgekehrt: was die Gründe für die herabsetzende Weise sind, wie westdeutsche Bürger, Politiker, Unternehmer, Medienmacher usw. mit „den Ostdeutschen“ umgehen. Er fragt – zugegeben ungewohnt selbstbewusst – danach, wie der Westen den Osten Deutschlands wahrnimmt und „diskursiv zurichtet“. Es geht ihm um Zuschreibungsmuster, Vorurteile, Stereotypen, Ressentiments und andere diskursive Mechanismen und um Dekolonialismus.

Um nicht sofort wieder marginalisiert oder bis zum Verschwinden internalisiert zu werden, setzt er bewusst auf Zuspitzung und Schematisierung, um das Phänomen ostdeutscher Benachteiligung überhaupt sprachlich – wie er sagt: zorngesättigt – zu Gehör zu bringen. So wird seine schnörkellose antikonformistische Sprache nicht von jedem goutiert, so wie auch der Inhalt nicht jedem schmeckt. Das aber liegt – wie so oft – nicht am Autor, sondern am Leser, der, wenn er Westdeutscher ist, gewohnt ist, ästhetisch Ungewohntes zunächst als moralisch defizitär oder politisch irrational misszuverstehen. Ostdeutsche finden dagegen eher, dass mit Oschmanns Buch endlich einer ausspricht, was schon lange in den Menschen in den ostdeutschen Bundesländern gärt.

Historische Verwachsungen

Zugegeben: Die Trennung von Ost und West spielt im Privaten kaum noch eine Rolle. Auf staatlich-struktureller Ebene jedoch hat sich nicht viel geändert: Bei all dem Positiven, das die Vereinigung der beiden deutschen Länder gebracht hat, sind die letzten 30 Jahre auch voll von kollektiven und individuellen Diffamierungen, Diskreditierungen, Verhöhnungen und eiskalten Ausbootungen und Ausbeutungen. Das zeigt sich für den Literaturprofessor z.B. an westdeutschen Darstellungen des ostdeutschen Mannes, der medial immer wieder als Trottel dargestellt wird, weil es ihm an Vermögen, Position und Karriereaussichten mangelt. Der ostdeutsche Mann wird sogar pathologisiert, er wird als geschmacklos, primitiv und nationalistisch stigmatisiert. Deswegen glaubt man im Westen, dass im Osten alle Nazis wählen würden, wenn nicht sogar selbst seien. Es sind vor allem die ersten beiden männlichen Nachkriegsgenerationen, die Wendeverlierer, die nach wie vor am meisten benachteiligt sind, entnimmt Oschmann verschiedenen Studien zum Thema. Aber statt ihnen aus ihrer Perspektivlosigkeit zu helfen, lässt man sie allein, um sich dann über sie medial und gesellschaftlich zu mokieren oder lustig zu machen. Das ist perfide.

Es sind also die komplett vom Westen beherrschten Identitätsbeschreibungen, die den Osten zum Symbol der Stigmatisierung, Ausgrenzung und Abgrenzung gemacht haben. Oschmann nennt sie eine „totalisierende Markierung“. Der Beitritt der DDR zur BRD war ein Souveränitätsverlust und hat das Selbstwertgefühl der Ostdeutschen nachhaltig markiert, zumal er täglich von westdeutschen Vorgesetzten in Ämtern täglich zementiert wird. So wird die Selbstbefreiung des Ostens als Sieg des Westens dargestellt.

Seit der Marginalisierung Ostdeutschlands muss der Osten sich nun an westdeutschen moralischen und politischen Normen messen lassen, er muss aufholen und sich „normalisieren“, die Normen des Westens erreichen und sich bitte auch so benehmen, also bitte auch nicht kritisch sein. Die Geschichte der BRD gilt damit als Normalgeschichte, der die Geschichte der DDR bestenfalls als Exkurs angehängt wird. Eine gemeinsame Geschichte zu erzählen, was der Wunsch des Autors wäre, wird unter solchen Umständen natürlich auch in Zukunft schwierig. Für Oschmann allerdings wird nur eine gemeinsame Geschichte den Demokratieschwund in Deutschland aufhalten können.

Dem Westen den Spiegel vorhalten

Wenn auf diese Weise sich der Westen als der Goldstandard handelt und der Osten als davon deviant interpretiert wird, dann zeigt sich, mit welcher Kompromisslosigkeit der Westen gegen den Osten vorgeht und mindestens seit der Wende, wenn nicht schon seit 1945, den Diskurs über „den Osten“ bestimmt. In diesem Diskurs erscheinen der Osten und die Ostdeutschen als weltanschaulich vermurkst, kleinkariert, primitiv, ohne Geschmack, dumm, faul usw. Aus Angst vor „Verostung“ müsse der Osten daher rekultiviert werden, zitiert der Autor manchen Politiker, was Oschmann richtig als Kolonialisierung identifiziert. Daher wundert es nicht, dass man auch unter gebildeten westdeutschen Menschen immer wieder erzählt bekommt, wie es in der DDR wirklich war. Wie es dagegen gerade ist und welche Aktie der Westen an der Situation im Osten hat, damit will man sein Hirn nicht verschmutzen. Man hat ja den dummen Ostler, auf den man alles schieben kann.

Der Diskurs des Westens ist dabei monolithisch und binär: Der Osten wird mit allem Schlechten verbunden und der Westen mit allem Erfolgreichen. Das westdeutsche Wohlstandkind verteilt – je nachdem, wie viel man bereit ist, seine ostdeutsche Identität aufzugeben – seine Zensuren. Er hält seine Weltsicht für die einzig mögliche. Denn schließlich wird der eigene Status quo als natürliche Ordnung der Dinge wahrgenommen. Mit diesem Monopol auf die Perspektive verbindet er zugleich das Monopol auf die Wahrheit und das Monopol auf die Moral. Das – gepaart mit dem zutiefst erschütterten ostdeutschen Welt- und Wertverhältnis nach der Wende – führte dazu, dass im Osten kein intaktes Selbstverhältnis aufgebaut werden konnte. Aus den Weichenstellungen in den 90ern holen sich die Machthabenden nur ihre Legitimationen, denn sie hätten doch alles Mögliche damals getan. Doch getan haben sie vor allem eines: Menschen abgewertet und das Land kolonialisiert.

Sicher geht es heute den meisten Ostdeutschen besser. Das bestreitet Oschmann nicht. Keiner will die DDR zurück. Doch die westdeutschen Identitätszuweisungen haben bei vielen auch die Spielräume für Selbstentfaltung vernichtet. Der Osten wird zum Schmuddelkind Deutschlands gemacht, wo alles Wilde, Barbarische heimisch ist, wo es in den 90er Jahren „Buschprämien“ gab, damit Leute in den Osten gingen. Dort potenzieren sich die Probleme und sitzt dann natürlich auch der Ursprung allen gegenwärtigen demokratischen Übels: Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, obwohl dies ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und z.B. einige Prominente davon, etwa Björn Höcke, aus Westdeutschland stammen und dort sogar Lehrer waren.

Struktureller Nepotismus

Wer dann auch noch fragt, warum so wenige Ostdeutsche in Spitzenpositionen sitzen (1,7%), sollte sich zugleich nach den omnipräsenten Ausschlussmechanismen erkundigen, die der Westen mit seinem „Othering“ immer wieder reproduziert. Sanfte Eliminierungen in Netzwerken sind nach wie vor an der Tagesordnung. Deshalb wirft Oschmann dem westdeutschen Diskurs darüber hinaus Ahistorie und Präsentismus vor, denn er kümmert sich nicht um die selbst verursachten Probleme, so wie er schon immer die Verantwortung für jeden Kolonialismus abgelehnt hat bzw. nur sehr langsam zu begreifen scheint. Als Spitzenpolitiker dann Angela Merkel oder Joachim Gauck ins Feld zu führen, ist irreführend, denn beide sind nur in ihre Position gekommen durch eine politische Krise und die Blindheit und Überheblichkeit der westdeutscher Männer-Politik.

Was solch ein Nepotismus wie der an den ostdeutschen Hochschulen anrichtet, sieht man im direkten Vergleich mit demokratischen Auswahlverfahren: Im Bereich der Demokratie wird gewählt, aber in den meisten anderen Bereichen wird ausgewählt. In westdeutschen Netzwerken, die Leute in Spitzenpositionen bringen, geht es also nicht um demokratische Abstimmung, sondern um Netzwerke und Stammesvorsorge, um Freundschaften und Bekanntschaften, um Ähnlichkeiten in der Herkunft, in der Weltwahrnehmung im Habitus und um Vetternwirtschaft, Besitzstandswahrung, also um westdeutschen Tribalismus. Um den ideellen oder materiellen Besitz zu wahren und zu mehren, ist der Ausschluss Ostdeutscher daher kein bloß gefühlter, sondern ein täglich neu gemachter.

So bleibt der Osten von der Gestaltung der Demokratie ausgeschlossen, denn er hat weniger Chancen zur Teilhabe oder Repräsentativität, zum Ein- und Aufstieg in die entscheidenden Gremien und Teilsysteme. Von Macht, Geld und Netzwerken ganz zu schweigen. Der Osten kommt nur als Aussageobjekt, nicht als Subjekt vor. Die ganze Selbstverständigung, die sich eine Gesellschaft 1990 gerade erobert hatte, verwandelte sich in Entmündigung und Belehrung. Selbst Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte handeln heutzutage mitunter nicht mehr so, wie sie sein sollten und wie der Rechtsstaat es vorsieht.

Was ist der Osten?

Da über den Osten meistens Falsche Falsches sagen, kommt es Oschmann auf eine radikale Desidentifizierung an. Er beruft sich dabei auf Jacques Ranciere. Der meinte damit das Recht, sich nicht eindeutig einer Gruppe zuordnen lassen zu müssen, solange man nicht weiß, wie sie sich selbst definieren möchte. Dieses Recht der Selbstverortung hätte man wohl den Ostdeutschen zugestehen müssen. Doch die Dinge kamen anders. Jedoch kein Grund, Ostdeutschen die Herkunft und Sozialisation madig zu machen, weil sie oder ihre Eltern und Großeltern in einer Diktatur großgeworden sind. Denn wenn man die Menschen, wie in den ostdeutschen Bundesländern geschehen, ihrer Herkunft, Sozialisation und Sprache entkoppelt, erwirbt man nach dem westdeutschen Konzept keine Chance zum Aufrücken in eine gemeinsame Zukunft. Deswegen nennt Oschmann diese vollumfassende Infragestellung der ostdeutschen Identität: Identitätsberaubung. Das entstandene Vakuum füllt man mit dann mit pejorativen Zuschreibungen. Doch sollte man nicht eher fragen: Was stimmt mit dem Westen nicht, wenn er den Osten abwerten muss?

Kurz nach der Wende glaubte auch die Wissenschaft, sich nicht mit dem Unterschied von Ost und West beschäftigen zu müssen, da sich das Problem schnell von allein lösen würde. Aber die Mentalitäten zeigen sich zäher als gedacht. Es rumort. Der paternalistische Westen will, dass die Ostdeutschen im Modus der Daueraffirmation reden und sich der geltenden Norm unterordnen sollen. Der Osten soll deshalb lieber ruhig sein und sich anpassen. Aber an Ungerechtigkeiten und Entwürdigungen gewöhnt man sich halt nicht. Kritik des Ostens am Westen scheint insofern opportun. So gibt es für den Ostler nur zwei halbwegs akzeptable Varianten, mit der Dauerabwertung umzugehen: 1. Die explizite Kritik und Distanzierung, weil man ja aus einem Unrechtsstaat kommt, und 2. die Selbstverleugnung und vorauseilende Ironisierung, die z.B. Olaf Schubert praktiziert.

Die Demokratie ist nicht wegen Ostdeutschland in Gefahr

Dirk Oschmann versteht sein Buch nicht nur als eine notwendige und ergänzende Stimme zur deutsch-deutschen Geschichte, sondern verortet es vielmehr im Fragekanon der Demokratiemöglichkeit überhaupt. Gemeint ist damit, dass das Überhören, Marginalisieren oder Mundtotmachen von wesentlichen Teilen der Gesellschaft dazu führen kann, dass Demokratie gefährdet wird. Oschmann verweist in diesem Zusammenhang auch auf das zunehmende Aufkommen von Diktaturen und die politischen Veränderungen einiger Nachbarstaaten. Er ist der festen Überzeugung: Wenn man keine andere Haltung zur Trennung von West und Ost findet, wenn die systematischen Ächtungen, die wirtschaftlichen und sozialen Benachteiligungen des Ostens nicht aufhören, hat Deutschland längerfristig keine Aussicht auf Stabilität mehr. Schlussendlich prophezeit er, dass sich die Krise der Demokratie noch weiter verschärfen wird, wenn sich der Westen nicht von seinen Vorurteilen verabschiedet und genauer auf den Osten schaut und ein antikolonialistisches – ja, ich würde sagen solidarisches – Problembewusstsein entwickelt. Es hieße, über seine eigene Haltung zu reflektieren und diese zu ändern.

Oschmann hält denjenigen, die dem Osten Demokratiefähigkeit absprechen, entgegen, dass sie – im Gegenteil – sehr viel mehr von Demokratie verstehen, weil sie sie sich erkämpfen mussten und nicht von den Amerikanern geschenkt bekommen haben. So kann nämlich der und die Ostdeutsche vergleichen und die Demokratie anders und schärfer sehen. Die gegenwärtige repräsentative Demokratie ist aber für Oschmann keine Demokratie mehr, sondern nur eine Demokratie von einigen für einige, sie ist eine Demokratiesimulation. – Und weil alles, was Oschmann sagt, nicht von der Hand zu weisen ist und erst einmal verstanden werden muss, bleibt diese Rezension eine bewusst unkritische.

Dirk Oschmann, Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung

Ullstein Verlag 2023

224 Seiten

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